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Deutsche Besetzungsausgaben 1939 / 1945

Der Vielfrontenkrieg des Deutschen Reiches und die enorme Ausdehnung seines Machtbereiches im Zweiten Weltkrieg haben auch philatelistisch vielfältige Spuren hinterlassen. So hatten deutsche Truppen weite Teile Europas besetzt. Nachfolgend werden hier jene Gebiete betrachtet, in denen die deutsche Besatzungsmacht im Postverkehr die Ausgabe von Briefmarken angeordnet, selbst durchgeführt oder genehmigt hat.

Die Kriegshandlungen begannen mit dem Polenfeldzug der deutschen Wehrmacht Ende August 1939. Es folgte der Westfeldzug ab Mai 1940, aus dem sich die Besetzungen im Elsass, in Frankreich, die Kanal-Inseln, Lothringen und Luxemburg ergaben. Aus dem Balkanfeldzug ab April 1941 resultierten deutsche Besetzungen in Albanien, Kotor, Laibach (Ljubljana), Mazedonien, Montenegro, Serbien, Zante und Zara. Im Laufe des Ostfeldzugs gegen die Sowjetunion ab Juni 1941 wurden schließlich die Gebiete Estland, Kurland, Lettland, Litauen, Ostland, Russland und die Ukraine von deutschen Truppen besetzt.

Für die Darstellung dieser Sammel- (Teil-) gebiete haben wir die alphabetische Reihenfolge gewählt, so wie sie zum Beispiel auch im Michelkatalog angeordnet sind. Durch Doppelklick auf das blaue Stichwort gelangt man allerdings auch direkt zu dem interessierenden Gebiet.

Sudentenland

Als „Sudetenland“ wurde 1918 ein Gebiet entlang der Grenzen der damaligen Tschechoslowakei zum Deutschen Reich und zu Österreich bezeichnet, in dem überwiegend Deutsche nach Sprache, Kultur und Identität lebten. Auf der Grundlage des „Münchner Abkommens“ vom 30.9.1938 wurden gleich darauf der nördliche größere Teil der tschechischen Randgebiete in das Deutsche Reich eingegliedert. Mitte April 1939 wurde der „Reichsgau Sudetenland“ mit der Hauptstadt Reichenberg geschaffen und bestand bis zur deutschen Kapitulation am 8.5.1945 fort. Damit glich die Geschichte des Sudentenlands sehr der von Böhmen und Mähren sowie Schlesien. Das gilt auch für die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach Kriegsende aus diesen Gebieten.

Sammelgebiet Sudetenland

Im Zuge der Sudetenkrise verließ die tschechische Armee einige deutschsprachige Regionen bereits vor der Unterzeichnung des Münchner Abkommens am 29.9.1938. Die Reichspost konnte jedenfalls nicht sofort alle Postanstalten im Sudetenland übernehmen, und so wurde der Postbetrieb für eine Übergangszeit in lokaler Eigenregie bzw. durch die Sudetendeutsche Partei organisiert. Dazu wurden die wenigen noch vorhandenen Bestände an tschechischen Briefmarken mit einem Aufdruck versehen und an den Postschaltern verkauft. So wurde in Asch und Rumberg bereits am 21.9. mit der Ausgabe derartiger Briefmarken begonnen.

Die Briefmarken des Sudetenlandes waren nur für den kurzen Zeitraum vom 21.9. bis zum 19.10. 1938 im Verkauf und frankaturgültig. Deshalb und wegen der relativ geringen Mengen vorgefundener Restbestände an tschechischen Briefmarken waren die Auflagenzahlen sehr gering, und zudem haben viele Marken die Kriegszeiten und –wirren nicht überstanden. Amtliche Briefmarken des Sammelgebietes gehören deshalb zu den größten Seltenheiten der deutschen Philatelie.

Insgesamt weist der Michelkatalog für das Sammelgebiet als örtliche Sonderausgaben etwa 560 Hauptnummern für Frei-, Sonder-, Wohlfahrts-, Flugpost-, Dienst-, Porto- und Zustellungsmarken sowie einige Blockausgaben aus sieben Orten aus (Reichenberg und Maffersdorf getrennt). Zusätzlich verzeichnet der Katalog drei nicht ausgegebene Marken aus dem „Sudetendeutschen Niederland“. In fast allen sieben Orten finden sich zahlreiche besonders seltene und damit teure Marken. Es sind auch andere überdruckte Marken bekannt. Diese waren keine „amtlichen“ Ausgaben und sind daher als Privatdrucke ohne postalische Bedeutung zu betrachten.

Generalgouvernement

Beim Ostfeldzug der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wurden Gebiete wie Danzig, Oberschlesien, Wartheland oder Zichenau unmittelbar ins Deutsche Reich eingegliedert. Auch weitere Gebiete Polens wurden militärisch besetzt und dann seit dem 12.10.1939 als „Generalgouvernement“ eigenständig verwaltet. Es umfasste die vier Distrikte Krakau, Radom, Warschau und Lublin, ab dem 1.8.1941 auch noch Lemberg. Den deutschen Besatzern diente die Region im Wesentlichen zur Bereitstellung von Arbeitskräften, Rohstoffen und wirtschaftlichen Gütern. Die polnische Währung Zloty / Groschen wurde im Generalgouvernement beibehalten. Bereits im Frühjahr 1944 erreichte die Rote Armee die Ostgrenze des Gebietes. Im Juli wurden Lublin und Lemberg eingenommen, Mitte Januar 1945 schließlich das gesamte Generalgouvernement.

Sammelgebiet Generalgouvernement

Der Post- und Fernmeldeverkehr wurde durch die „Deutsche Post Osten“ verwaltet. Deren Zentrale befand sich in Krakau; ihr unterstanden die Distriktpostverwaltungen und diesen wiederum die einzelnen Postämter. Zunächst wurden die Hindenburg-Marken des Deutschen Reiches mit dem dreizeiligen Aufdruck „Deutsche / Post / Osten“ und polnischer Währung verwendet. Im Frühjahr 1940 kamen dann polnische Marken mit dem Aufdruck „Generalgouvernement“ und geänderten Währungsbeträgen in Umlauf. Ab August 1940 wurden Marken mit Bauwerke-Motiven und als Inschrift „Generalgouvernement“ und Portotarif ausgegeben. Insgesamt erschienen bis Herbst 1944 nach Michelkatalog-Hauptnummern 125 Frei- und Sondermarken, drei nicht mehr ausgegebene Marken sowie 40 Dienst- und Zustellungsmarken. Bei den Frei- und Sondermarken sowie den nicht verausgabten Marken sind zahlreiche Probedrucke, Farbproben und Essays katalogisiert. Ferner sind als Lokalausgaben von Warschau sind 4 Marken bekannt.

Gesucht sind Briefe mit den anfänglich verwendeten Hindenburg-Marken ohne Aufdruck; diese Verwendung – auch als Mischfrankatur mit polnischen Marken- wurde bis Herbst 1940 von der Postverwaltung geduldet. Zu den Raritäten zählen die in Bogenlücken eingefügten Einzelmarken mit kopfstehendem Aufdruck (ex Mi.Nr. 14-39), ferner einige postfrische ungezähnte Marken (Mi.Nr. 63-65, 89-91), die Serie der nicht-ausgegebenen Marken (Mi.Nr. I-III) sowie schließlich einige der Probedrucke, Farbproben und Essays.

Böhmen und Mähren

Auf Beschluss der „Münchener Konferenz“ wurden Ende September 1938 die sudetendeutschen Gebiete von der Tschechoslowakei abgespalten und dem Deutschen Reich angegliedert. Dabei wollte es Hitlers Expansionspolitik nicht belassen, und so marschierte die deutsche Wehrmacht am 15.3.1939 in die verbliebenen Gebiete Tschechiens ein. Die Region Böhmen und Mähren wurde ein Protektorat des Deutschen Reiches mit begrenzten Selbstverwaltungsrechten. Diese Situation änderte sich erst mit der deutschen Kapitulation am 8.5.1945; Böhmen und Mähren wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Teil der Tschechoslowakei.

Sammelgebiet Böhmen und Mähren

Bis Mitte Dezember 1939 konnten die postgültigen Marken der Tschechoslowakei im Protektoratsgebiet weiter benutzt werden. Diese sind Vorläufer des Sammelgebietes bis zur Ausgabe eigener Marken am 15.7.1939; bei einer Verwendung nach diesem Datum wurden die Marken zu Mitläufern. Die erste eigene Serie von 19 Marken waren Teilauflagen von Marken der Tschechoslowakei mit dem zweizeiligen Aufdruck „Böhmen u. Mähren / CECHY a MORAVA“ und einem durchstrichenen Landesnamen. Die nächste Serie von 18 Werten „Früchte und Landschaften“ trug dann schon die Inschrift „Böhmen und Mähren“; die Wertangabe waren weiterhin tschechische Heller (H) und Kronen (K). Insgesamt verzeichnet der Michelkatalog 144 Hauptnummern für Frei- und Sondermarken, 40 Dienst-, Porto- und Zulassungsmarken sowie 41 Lokalausgaben. Einige Raritäten des Sammelgebietes finden sich bei den Lokalausgaben.

Memelgebiet

Das Memelgebiet mit der Großstadt Memel (Klaipeda) und einem Teil der Kurischen Nehrung war noch zur Anfangszeit der Weimarer Republik Teil Ostpreußens. Aufgrund des Versailler Vertrages 1920 musste das Gebiet dann aber ohne Volksabstimmung vom Deutschen Reich an die alliierten Mächte übergeben werden. Als deren Vertreter verwaltete Frankreich das Gebiet zwischen Februar 1920 und Januar 1923. Dann wurde es von Litauen annektiert. Im März 1939 zwang das Dritte Reich Litauen zu einer Rückabtretung des Memelgebietes. Im Zweiten Weltkrieg besetzten sowjetische Truppen das Gebiet im Oktober 1944 und schlugen es später als Sowjetrepublik Litauen dem Staatsgebiet der UdSSR zu.

Sammelgebiet Memelgebiet

Bis zum 20.7.1920 wurden Marken des Deutschen Reiches verwendet. Zum 7.7. gelangte allerdings schon die Teilauflage von 17 Werten der Germania-/Mark-Serie des Deutschen Reiches mit dem Aufdruck „Memelgebiet“ zum Verkauf. Die französische Mandats-Verwaltung verausgabte ebenfalls zum 7.7. 16 französische Marken mit einem mehrzeiligen Aufdruck, bestehend aus „Memel“, dem Wertaufdruck in Pfennig oder Mark und einem Balken über der Inschrift „Republique Française“. Weitere 88 französische Aufdruckmarken folgten bis zur Besetzung des Gebietes durch litauische Truppen im Januar 1923. Damit verbunden war die Einführung der Litas-Währung, wobei der Portowert für kurze Zeit weiterhin als Aufdruck in Mark ausgewiesen wurde; danach laute die Währung Cent und Litas. Insgesamt umfasst das Sammelgebiet nach Michelkatalog 237 Hauptnummern sowie 4 weitere Marken als Lokalausgabe während der Deutschen Verwaltung ab 22.3.1939.

Vor allem durch Aufdruck-Unterschiede weist das Sammelgebiet zahlreiche Unternummern und Typen aus, von denen einige hohe Aufschläge rechtfertigen (vgl. Mi.Nr. 206-237). Relativ selten und damit hochpreisig sind ferner einige Farbtöne (Mi.Nr. 5yb, 13c gestempelt, 79 und 79 I-III gestempelt), ungewöhnliche Zähnungslöcherzahlen (Mi.Nr. 9I, 12I gestempelt), ungezähnte Marken (Mi.Nr. 37bU gestempelt, 50U), Probedrucke (Mi.Nr. 40-46, 172P) und Plattenfehler (Mi.Nr. 170 PFVI, 189 III u. V, 190 diverse) sowie die 1923 nicht mehr ausgegebene Marke unter französischer Verwaltung.

Freie Stadt Danzig

1814 vereinigte sich die seinerzeit unabhängige Hansestadt Danzig mit Preußen und wurde Hauptstadt der Provinz Westpreußen. Nach dem Versailler Friedensvertrag vom 28.6.1919 wurde Danzig vom Deutschen Reich abgetrennt und mit Wirkung zum 15.11.1920 als „Freistaat Danzig“ unter dem Schutz des Völkerbundes wieder weitgehend selbständig. So konnte Danzig im Oktober 1921 auch dem Weltpostverein beitreten. Die autonome Situation endete zum 1.9.1939, als sich Danzig als Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen wieder dem Deutschen Reich eingliederte. Ende März 1945 wurde Danzig von russischen Truppen eingenommen und im April polnischer Verwaltung unterstellt.

Sammelgebiet Freie Stadt Danzig

Im Zeitraum 10.1. – 19.7.1920 wurden in Danzig Marken des Deutschen Reiches verwendet. Solche bis zum 14.6. sind „Vorläufer“, die danach „Mitläufer“ des Sammelgebietes. Zum 14.6. war nämlich die erste Serie eigener Marken erschienen. Die 15 Werte waren Teilauflagen von Marken des Deutschen Reiches mit dem einzeiligen schwarzen Aufdruck „Danzig“ (sog. „Berliner Aufdruck“). Die Ausgabe wies erhebliche Farbschwankungen auf; zudem existieren einige seltene Abarten. Im Laufe der nächsten Monate kamen weitere 37 Marken mit unterschiedlichen Aufdrucken auf Postwertzeichen des Deutschen Reiches hinzu. Erst zum 31.1.1921 erschienen Marken mit eigenen Motiven und der Inschrift „Freie Stadt Danzig“. Die letzte eigene Ausgabe war eine Serie am 29.4.1939, deren Gültigkeit am 30.9. desselben Jahres endete. Ab dem 1.10.1939 wurden die Marken des Deutschen Reiches verwendet.

Insgesamt sind laut Michelkatalog 308 Frei- und Sondermarken, 3 Blöcke, 7 Markenheftchen, 51 Dienst- und 47 Portomarken für das Sammelgebiet verausgabt worden. Außerdem sind 3 nicht verausgabte Werte bekannt. Schließlich gehören zu dem Sammelgebiet auch 37 Ausgaben der Polnischen Post im Hafen von Danzig (Port Gedansk).

Dieser ohnehin schon beachtliche Umfang des Sammelgebietes erweiterte sich noch erheblich durch Farbtöne, Platten- und Walzendrucke, Aufdruckbesonderheiten, Abarten, Randstücke und Zähnungslöcherunterschiede. Es finden sich zahlreiche relativ seltene und damit hochpreise Marken bei den Ausgaben von 1920. Besondere Raritäten sind der ungebrauchte 5 Mark-Wert der ersten Serie (Mi.Nr. 15 A und BK), die sog. „Großen Innendienst“-Marken von August 1920 (Mi.Nr. 47-49). Danach sind es seltene Wasserzeichen (Mi.Nr. 70Y, 101X, 154Y), seltener Gebrauch (Mi.Nr. 112/118, D 36) oder seltene Belege (Mi.Nr. 194 xbDD), die zu Raritäten geführt haben. Selten und damit hochpreisig sind schließlich alle 7 Markenheftchen.

Ausgaben für Eupen und Malmédy

Des Öfteren umstritten war die Zugehörigkeit der Städte Eupen und Malmédy, die im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Belgien liegen.

Sammelgebiet Eupen und Malmedy

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Postzuständigkeit für dieses Gebiet am 15.1.1920 auf Belgien über. Fast zwei Wochen länger konnten allerdings noch deutsche Marken allein oder in Verbindung mit belgischen Marken verwendet werden. Gleich zum 15.1. verausgabte die belgische Post eine Serie von 7 Marken als gemeinsame Ausgabe für die beiden Städte. Dazu wurden belgische Briefmarken mit einem vierzeiligen Aufdruck „EUPEN / & / MALMÈDY / Portotarif“ verwendet. Ab dem 20.3.1920 erschienen dann getrennte Briefmarken und zwar insgesamt 14 Frei- und 5 Portomarken für Eupen und 17 Frei- und 5 Portomarken für Malmédy. Die Gültigkeit aller Ausgaben endete zum 30.4.1931. Einige Typen und Zähnungslöchervarianten sind vergleichsweise teuer.

Deutsche Abstimmungsgebiete

Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages vom 28.6.1919 verlor das Deutsche Reich Posen, Westpreußen und Oberschlesien an Polen, das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei, Nordschleswig an Dänemark, Eupen und Malmedy an Belgien und Elsass-Lothringen an Frankreich. Für einige Grenzgebiete wurden spätere Volksabstimmungen zur Entscheidung über die nationale Zugehörigkeit vereinbart. Bis zur Umsetzung der Volksabstimmung unterstanden die Gebiete treuhänderisch dem Völkerbund, der die Verwaltung „Interalliierten Kommissionen“ (CIS) übertrug. In eigenen Textabschnitten werden ferner die Gebiete Freie Stadt Danzig, Elsass-Lothringen, das Memelland und das Sudetenland behandelt.

Die Volksabstimmungen in Allenstein in Ostpreußen und Marienwerder in Westpreußen fanden am 11.7.1920 statt und endeten beide mit einem deutlichen Votum zugunsten eines Verbleibs im Deutschen Reich. In Oberschlesien fand das Plebiszit bereits am 20.3.1921 statt und das Votum fiel in 664 Gemeinden zugunsten des Deutschen Reiches und in 597 zugunsten von Polen statt. Konsequenterweise sollte deshalb eine Zuordnung des größeren westlichen Teils zum Deutschen Reich und des östlichen Teils zu Polen erfolgen. Dagegen gab es von beiden Seiten heftigen Widerstand, so dass der Teilungsvorschlag erst im Oktober 1920 in einer Vereinbarung festgeschrieben werden konnte. Umgesetzt wurden die Vereinbarungen später, so dass de facto eine Interalliierte Kommission das Teilgebiet zwischen dem 12.2.1920 und dem 14.6.1922 verwaltete. Die Übernahme der oberschlesischen Teilgebiete in die deutsche bzw. polnische Verwaltung erfolgte dann im Zeitraum zwischen dem 18.6. und dem 19.7.1922.

Eine Sonderrolle bei den Abstimmungsgebieten spielte das Saargebiet. Die Vereinbarungen des Versailler Vertrages sahen im „Saarstatut“ eine Volksabstimmung erst für den 13.1.1935 vor. Bis zur Umsetzung des Ergebnisses oblag die Verwaltung dem Völkerbund als Treuhänder, der dazu ab dem 25.2.1920 eine Regierungskommission unter Vorsitz eines Franzosen einsetzte. Nach dem deutlichen Ergebnis des Plebiszits wurde das Saargebiet zum 1.3.1935 wieder dem Deutschen Reich angegliedert.

Schließlich war auch Schleswig ein Abstimmungsgebiet bezüglich seiner Zugehörigkeit zu Dänemark oder dem Deutschen Reich. Im Zeitraum 26.1. – 16.6.1920 entstand ein eigenständiger interimistischer Staat unter Verwaltung einer „Interalliierten Kommission“. Die Abstimmung fand am 10.2.1920 für Nordschleswig und am 14.3.1920 für Mittelschleswig statt. Im Ergebnis fiel Nordschleswig an Dänemark, und Mittelschleswig verblieb beim Deutschen Reich. Dieses Ergebnis war umstritten, und bis heute besteht die Frage von Minderheitsrechten der Deutschen in Nordschleswig und der Dänen in Südschleswig fort.

Sammelgebiet Abstimmungsgebiete

Die ersten eigenen Marken für Allenstein standen Anfang April 1920 zur Verfügung. Bis dahin wurden die Germania-Marken des Deutschen Reiches verwendet, die damit Vorläufer für das Teilgebiet Allenstein sind. Die ersten 14 eigenen Marken war die seinerzeit gültige Germania-/Mark-Serie mit dem dreizeiligen Aufdruck „Plebiscite / OLSZTYN / Allenstein“. Im Mai 1920 erschienen dann die gleichen 14 Marken mit einem schwarzen Aufdruck im Hochoval. Ihre Gültigkeit endete am 12.8.1920; für Innendienstzwecke wurden sie allerdings noch einen Monat weiterverwendet. Ferner existieren 5 nicht ausgegebene Marken. Relativ selten sind einige Farbtöne, drei Aufdruck-Abarten sowie die postfrische Serie der nicht verausgabten Marken.

Das Teilgebiet Marienwerder ist philatelistisch umfangreicher. Die Interalliierte Kommission verausgabte zum 13.3.19120 eine Serie von 14 Freimarken mit dem Motiv einer Frauengestalt mit Fahnen und einer Abstimmungsurne. Die Inschrift waren „Commission Interalliée / Marienwerder“ (Erste Mailänder Ausgabe, sog. I. Sarg-Ausgabe). 11 dieser Marken waren auch als Bogenteil mit vier Leerfeldern und Zwischensteg zu haben. Tatsächlich trafen die neuen Marken später ein, so dass es auch noch Reichspostmarken nach dem 12.3. gab. Am 27.3. erschienen dann auch 6 Germania-/Mark-Marken mit dem dreizeiligen Aufdruck „Commission / Interalliée / Marienwerder“. Ihnen folgten 9 weitere Germania-/Mark-Marken mit geändertem Aufdruck. Schließlich folgten am 11.7. noch einmal 14 Marken mit dem ursprünglichen Motiv mit der Inschrift „PLEBISCITE / Marienwerder“. Insgesamt sind nach dem Michelkatalog also 43 Marken für das Teilgebiet verausgabt worden. Raritäten sind die 50 Pf. Germaniamarke vom 11.5. (Mi.Nr. 17y) sowie die 1 Mark-Freimarke Versuchsdruck (Mi.Nr. 21).

Philatelistisch noch weit umfassender ist infolge der politischen Streitigkeiten um das Ergebnis der Volksabstimmung das Teilgebiet Oberschlesien. Die ersten eigenen Marken wurden zum 20.2.1920 verausgabt. Abstempelungen auf Marken der Reichspost aus der Woche davor gelten als Vorläufer des Teilgebietes, weil die Interalliierte Kommission ab dem 12.2. im Amt war. Bis März 1922 erschienen dann insgesamt 43 Freimarken- und 20 Dienstmarken-Ausgaben als Hauptnummern nach dem Michelkatalog. Hinzu kamen die 33 Ausgaben der französischen Besatzungsbehörde, die sogenannte „Oppelner Notausgabe“ sowie 25 Ausgaben für das Östliche Oberschlesien in den Jahren 1921/23. Katalogisiert sind zahlreiche Farbvarianten, Zusammendrucke, Zwischenstegpaare, Seiten- und Unterrandstücke, Halbierungen, Abarten und Plattenfehler. Raritäten bilden dabei einige Zusammendrucke ohne sowie andere mit Zwischensteg (Mi.Nr. 12, MiNr. 24b-d) und ferner die zuvor erwähnte „Oppelner Notausgabe“.

Das Sammel-Teilgebiet Saargebiet umfasst den Zeitraum Januar 1920 bis Februar 1935, also gut 16 Jahre. Der Michelkatalog weist für diese Periode 205 Hauptnummern für Frei- und Sondermarken sowie 32 für Dienstmarken aus. Hinzu kommen Belege der Feldpost der Abstimmungstruppen, die zur Sicherung des Plebiszits für etwa drei Monate im Saargebiet stationiert waren. Anfangs wurden 17 der Germania-/Mark-Freimarken des Deutschen Reiches mit dem schwarzen Aufdruck „Sarre“ und mit schwarzem Balken über dem Landesnamen verwendet. Die Währung lautete unverändert auf Pfennig / Mark. Durch verschiedene Aufdrucktypen ergab sich eine Vielfalt an Sorten und auch Abarten. Bedingt durch den bayerischen Teil des Saargebiets, die Pfalz, wurden außerdem Teilauflagen von Bayern mit schwarzem Aufdruck „Sarre“ und Gitterlinie verwendet. Spätere Ausgaben änderten den Aufdruck in „Saargebiet“. Ab Februar 1921 erschienen eigene Freimarkenausgaben mit Landschaftsbildern. Schon bald danach erfolgte eine Währungsumstellung auf französische Franc / Centimes, so dass die Landschaftsbilder-Marken ab 30.4.1921 verschiedenfarbige Aufdrucke der neuen Wertstufen aufwiesen. Die Ausgaben ab März 1922 enthielten dann die Wertangabe als Inschrift. Diese Praxis setzte sich bis 1935 fort, wobei sich die Motivwahl mit einem Regionalbezug leicht erweiterte. Hingegen finden sich keine Ähnlichkeiten zu Ausgeben der französischen oder der deutschen Post. Ende 1924 war ein Markenheftchen zur Ausgabe gekommen, das zu den Raritäten des Teilgebietes gehört. Selten sind ferner einige Doppel- und Kopfstehende Aufdrucke sowie bestimmte Aufdruckabarten der ersten und zweiten Serie und der Mi.Nr. 178, bestimmte Farben der Marken Mi.Nr. 31 und 69 sowie die gestempelte Volkshilfemarke Mi.Nr. 133.

Das Teilgebiet Schleswig ist philatelistisch weniger umfangreich. Es umfasst im Michelkatalog 28 Hauptnummern für Freimarken und 14 für Dienstmarken. Dazu sind zahlreiche Abarten und Plattenfehler erfasst. Die erste Serie wie auch die Dienstmarken zeigten die Portotarife in Deutschen Mark und Pfennig, die zweite Serie dann in dänischen Kronen und Öre. Vergleichsweise selten sind komplette Sätze der Dienstmarken sowohl in ungebrauchter wie in gestempelter Erhaltung. Auf Briefen sind die Dienstmarken preislich hoch bewertet.

Der Michelkatalog weist in dieser Stelle noch Ausgaben der Belgischen Militärpost im Rheinland aus. Dabei geht es um 17 Marken der Belgischen Post, die mit Aufdrucken für Postsendungen während der Besetzung verwendet wurden und zwischen dem 20.9.1919 und dem 30.4.1931 Gültigkeit besaßen.

Deutsche Besetzungsausgaben 1914 / 1918

Der Erste Weltkrieg begann am 28.7.1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Zuvor hatte das Deutsche Kaiserreich der K.u.K.-Monarchie bereits seine bedingungslose Unterstützung zugesagt; hinzu kamen das Osmanische Reich und Bulgarien (sogenannte Mittelmächte). Dieser Allianz standen in Europa gegenüber Serbien mit seiner Schutzmacht Russland sowie Frankreich, später dann auch Belgien, Großbritannien, Italien und Rumänien, 1917 dann auch die USA (sogenannte Entente). Der auf allen Seiten verlustreiche Krieg endete mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens am 11.11.1918 und schließlich mit dem Versailler Friedensvertrag vom 28.6.1919.

Anfang Augst 1914 griffen deutsche Truppen Frankreich von Nordosten aus unter Missachtung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs an. Dies führte zum Kriegseintritt Großbritanniens. Bereits im September kam der deutsche Vormarsch an der Marne zum Erliegen, und trotz heftiger Graben- und Stellungskämpfe erstarrte die Front im Westen de facto bis zum März 1918. Das Deutsche Reich wurde sofort in einen Zwei-Fronten-Krieg verwickelt, weil die russische Armee zwei Wochen nach Kriegsausbruch unerwartet nach Ostpreußen eindrang. Im Laufe der nächsten Wochen waren die kaiserlichen Truppen zunächst siegreich, konnten aber zusammen mit den österreichisch-ungarischen Truppen Südpolen nicht einnehmen. Das gelang dann jedoch bis April 1915. In der zweiten Jahreshälfte wurde die russische Armee zu einem deutlichen Rückzug gezwungen, so dass die deutschen Truppen Polen, Litauen und weite Teile Kurlands besetzen konnten.

Mitte Oktober 1915 war Bulgarien auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg eingetreten; demgegenüber schlug sich Rumänien im August 1916 auf die Seite der Alliierten. Dies hatte eine Besetzung des Landes zum Jahresende durch die Mittelmächte zur Folge. Allerdings machten die Truppen der Mittelmächte im Sommer 1916 durch den Allfrontenkrieg der Entente eine schwere Krise durch. Insgesamt verlagerte sich das Kriegsgeschehen jedoch weitgehend auf andere Schauplätze in Europa.

Eine Wende an der Ostfront brachten die Unruhen in Russland im Laufe des Jahres 1917, die mit einem Sieg der Bolschewiken im November endeten. Bereits zuvor war die russische Armee im Baltikum zusammengebrochen, was den deutschen Truppen die Besetzung von Riga und einigen baltischen Inseln im Herbst 1917 ermöglichte. Die neue Regierung Russlands stimmte bereits im Dezember einem Waffenstillstand zu und schloss mit den Mittelmächten dann im März 1918 einen separaten Friedensvertrag ab. Deutsche Truppen gelang schließlich noch die Besetzung von Estland, Livland und Nordkurland.

Die Menschen in Deutschland kämpften noch mit dem Hungerwinter 1916/17, als die USA mit ihrer Kriegserklärung an das Deutsche Reich im April 1917 in den Krieg eintraten. Die Truppen der Mittelmächte sahen sich zunehmend in der Defensive, ohne dass die Alliierten aber die Entscheidung herbeiführen konnten. Im Gegenteil, beide Seiten starteten selbst im Laufe des Jahres 1918 noch Offensiven und Gegenoffensiven. Erst ihre militärischen Erfolge Mitte Juli brachten die alliierten Truppen auf die Siegerstraße. Es bedurfte in Berlin noch der politischen Umwälzungen von der Monarchie zur Republik, bis am 11. November ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde. Ein Friedensvertrag wurde erst im Juni 1919 in Versailles unterzeichnet.

Sammelgebiet Deutsche Besetzungsausgaben 1914 / 1918

Mit dem Vordringen der deutschen Truppen und der Besetzung fremder Gebiete verband sich notwendigerweise die Organisation des Postverkehrs in den besetzten Gebieten. Die dortigen Markenausgaben waren in aller Regel Ausgaben der Kaiserlich Deutschen Post mit einem Aufdruck der neu errichteten „Landespost“. Zweck war eine Nutzung dieser Marken durch die Zivilbevölkerung in den Besetzungsgebieten und zwar zunächst nur innerhalb dieser Gebiete und später auch für den Postverkehr nach Deutschland, die verbündeten Länder sowie das neutrale Ausland.

Als „Urmarken“ der Landespostmarken dienten die Germania-Ausgabe und Markwerte von 1905 (MiNr. 84- 95) und die Ausgabe von 1916/18 (Mi.Nr. 97-102), wobei sich bei den Besetzungsmarken auch Farbnuancen finden, die bei den unüberdruckten Marken nicht auftraten. Gleiches gilt bei den Markwerten auch für die Zähnung. Ferner sind Unterschiede beim Aufdruck zwischen den verschiedenen Besetzungsgebieten festzustellen und zwar hinsichtlich Zeilenabständen und Zwischenräumen von Wertziffer und Währung sowie beim Glanz des Aufdrucks. Schließlich lassen sich die Auflagen anhand von „Haus-Auftrags-Nummern“ (HAN) unterscheiden, die üblicherweise auf jedem Germania-Schalterbogen auf dem Unterrand vermerkt waren.

Das gesamte Sammelgebiet umfasst folgende fünf Teilgebiete:

Für das Generalgouvernement Belgien verausgabte die Landespost in Belgien zum 1.10.1914 die 9 Germania-/Mark-Marken mit dem zweizeiligen Aufdruck Portotarif in Landeswährung (Franc und Centimes) und „Belgien“. Diese Serie wurde 1916 von 16 Marken der neuen Germania-/Mark-Ausgabe abgelöst. Bei dieser werden zahlreiche Typen und Besonderheiten unterschieden, von denen einige relativ selten sind. Rarität ist ein gestempelter Fehldruck der 2F50 auf 1 M – Marke (MiNr. 24F).

12 eigene Marken wurden zum 1.12.1916 für das Etappengebiet West für die Region zwischen der Front und dem Generalgouvernement Belgien verausgabt. Dafür wurden die Germania-/Mark-Marken mit einem einzeiligen Aufdruck mit der belgischen Währung überdruckt. Es gibt zahlreiche Typen und Besonderheiten.

Ähnliches gilt für das Postgebiet Oberbefehlshaber Ost. Das besetzte Gebiet umfasste in etwa die Territorien der heutigen Staaten Estland und Lettland (seinerzeit Livland und Kurland), Litauen, Weißrussland und Ukraine. Zum 15.1.1916 wurden 12 Germania-/Mark-Marken mit dem zweizeiligen Aufdruck „Postgebiet / Ob. Ost“ in Frakturschrift ausgegeben. Es gab einige Varianten in Bezug auf Farbtöne, Glanz des Aufdrucks oder Zähnungslöcher. Außer der Mi.Nr. 12A weist die Serie keine Seltenheiten auf. Hingegen finden sich echte Raritäten bei den Poststellen, die diesem Teilgebiet zugeordnet sind, nämlich die Notausgabe Dorpat (2 Marken), die Briefvermittlungsstelle Bialystok (2 Marken in zwei Typen), die Verbindungspost Grodno (5 Marken), die Notausgaben für Libau (6 Marken in mehreren 2 Typen) sowie die Landesbotenpost der 10. Armee (3 Ausgaben).

Im Ostfeldzug wurden für die Deutsche Post in Polen zum 12.5.1915 5 eigene Marken herausgegeben, zum 1.8.1916 dann 11 weitere. Die Aufdrucke waren zweizeilig, zunächst „Russisch / Polen“, später „Gen.-Gouv. / Warschau“ in Frakturschrift. Es gibt nur wenige seltene Typen bei den 16 Marken. Ferner gehören zu dem Teilgebiet Ausgaben der „Lokalpost“, also Marken nichtdeutscher Bestellposten in Polen während der deutschen Besetzungszeit. Dabei ging es um die Postbeförderung über die deutschen Postanstalten hinaus durch polnische Bestellanstalten von oder bis zu lokalen Empfängern. Frankiert wurden die Postsendungen mit eigenen Marken mit dem Charakter von Zustellungsgebührenmarken. Die Stadtpost der Hauptstadt Warschau mit 10 Markenausgaben gehört ebenfalls zur Lokalpost. Einige der Lokalpostmarken sind selten und hochpreisig, insbesondere auf Brief.

Rumänien wurde 1917 von den Mittelmächten besiegt und weite Teile des Landesgebietes auch von deutschen Truppen besetzt. Unter der Deutschen Militärverwaltung in Rumänien gelangten ab dem 1.6.1917 eigene Marken zur Ausgabe. Der Aufdruck auf den Germaniamarken war zweizeilig: „M.V.I.R. – und die rumänische Währung Leu / Bani“. Zum 2.7.1917 sowie zum 1.3.1918 kamen weitere Germaniawerte hinzu; insgesamt wurden 12 Marken für das Teilgebiet verausgabt. Nach dem 1.7.1918 kamen insgesamt 15 Porto-, Kriegssteuer-Porto-, und Zwangszuschlags-Marken hinzu, ferner noch 4 Marken für das Etappengebiet der 9. Armee mit dem „Bukarester Rahmenaufdruck“. Kaum eine Marke des Teilgebietes ist selten, mit Ausnahme der postfrischen 30 Pf.-Marke im Friedensdruck mit dem Bukarester Rahmenaufdruck.

Das Dritte Reich (Januar 1933 – Mai 1945)

Ende Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler unter Reichspräsident Paul von Hindenburg gewählt. Was danach geschah, schildert Michael Adler in der Post-Publikation von 1998 in etwa so: Gleich Ende Februar brannte in den späten Abendstunden das Reichstagsgebäude in Berlin. Der mutmaßliche Brandstifter war ein Anarchist und Anhänger rätekommunistischer Ideen. Den Nationalsozialisten diente dies als Gelegenheit zur Massenverhaftung vermeintlicher politischer Gegner, zur Durchsetzung von Notverordnungen und im März 1933 schließlich zur Verabschiedung des „Ermächtigungsgesetzes“. De facto ermöglichte dies der Regierung ein Handeln ohne Parlamentsbeteiligung. Parteifunktionäre wurden zu Reichskommissaren, der Föderalismus blieb auf der Strecke. Es folgten die Abschaffung von Parteien und Gewerkschaften, letztlich ein Abbau der Bürgerrechte und die geistige Gleichschaltung einer ganzen Nation.

So stellt sich das Bild ex post dar. Seinerzeit schienen sich in den Jahren bis zu den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Hoffnungen vieler Menschen auf eine Besserung ihrer Situation zu erfüllen. Wirtschaftlich ging es aufwärts, und international konnte Deutschland seine Position stärken. Wissenschaft und Kultur erblühten ebenfalls.

Entgegen dem Geist des Versailler Vertrages rüsteten die deutschen Streitkräfte mit Wehrmacht, Marine und Luftwaffe gewaltig auf. Die Rhetorik gegenüber den europäischen Nachbarn wurde zunehmend aggressiv und fordernd. Der Propaganda folgten schon bald Taten: 1936 mit der Invasion in Holland und Belgien, wenig später in Frankreich, danach die erzwungene Angliederung Österreichs, Böhmen und Mährens und anderer Ostgebiete, ab dem 1.9.1939 der Überfall auf Polen und ab Juni 1941 der Ostfeldzug gegen die Sowjetunion.

Etwa Mitte des Jahres 1942 erreichte die räumliche Ausdehnung des Machtbereichs unter nationalsozialistischer Herrschaft ihr Maximum. Danach wuchs in den zahlreichen Okkupationsgebieten der Widerstand gegen die deutschen Besatzer und ihre Verbündeten, und es gab zunehmend militärische Verluste. Gleichzeitig bewirkten Gewaltherrschaft und Kriegseinwirkungen auch im Inland eine dramatische Verschlechterung der Lage der Bevölkerung. Allerdings dauerte es noch über zwei lange Jahre mit ungeheuren Verlusten an Menschenleben, Material und Ressourcen, bis das Deutsche Reich unter nationalsozialistischer Herrschaft niedergerungen war. Formal endete die Existenz des Deutschen Reiches am 8.5.1945. Zurück blieben geschundene Menschen bei den Siegern und den Besiegten in einem riesigen Trümmerfeld, das nur eine Dekade zuvor blühende Landschaften aufgewiesen hatte.

Sammelgebiet Drittes Reich

432 Hauptnummern an Frei- und Sondermarken verzeichnet der Michelkatalog als Ausgaben der Reichspost im Dritten Reich (Mi-Nr. 479-910) sowie 23 Dienstmarken. Allein durch die Quantität, vor allem aber auch durch Motivgestaltung und Zuschläge, lässt sich eine politische Instrumentalisierung der Briefmarken in den zwölf Jahren der Nazi-Herrschaft erkennen. Dabei war die Propaganda gleichermaßen nach innen wie hinaus ins Ausland gerichtet.

Die ersten drei Marken des „Dritten Reichs“ kamen drei Monate nach der Machtübernahme Hitlers heraus. K.J. Wrage zeigt dann in seinem bereits zuvor zitierten Artikel auf, dass die Motive anfangs noch relativ neutral waren, aber bereits im November 1933 erstmals das Hakenkreuz als Wasserzeichen verwendet wurde. Nicht lange, dann erschien dieses Symbol auch auf der Frontseite der Marken, so bei der Flugpostmarken von Januar 1934 und auf der Ausgabe zum Nürnberger Parteitag im September desselben Jahres. Bis zu den Olympischen Spielen 1936 verzichtete man noch auf einen Personenkult auf Briefmarken; ab 1937 wurden dann aber Abbildungen des „Führers“ zur Gewohnheit. 1941 löste schließlich eine Hitler-Serie die alte Hindenburg-Dauerserie ab.

Auffällig ist bei der Ausgabepolitik laut K.J. Wrage ferner, dass die herausgegebenen Werte zum größten Teil Sondermarken waren. Zudem waren sie häufig Zuschlagsmarken, nachdem die Regierung die Briefmarke als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt hatte. Besonders deutlich wird das einer Hitlermarke von 1943, bei der der Nennwert 40 Pfennige und der Zuschlag 1,60 Mark betrugen.

„Die Karriere der Briefmarke vom Instrument des vereinfachten Portonachweises über die Repräsentation des tragenden gesellschaftlichen und politischen Systems zum puren Propagandainstrument reißt die ganz historische Vielfalt auf, in die das Studium der Briefmarken seine Betrachter führt. Briefmarken sind für ihre jeweilige Zeit historische, künstlerische und sozialgeschichtliche Dokumente allerersten Ranges.“ Das ist das Fazit von K.J. Wrage zum Sammelgebiet „Drittes Reich“ – und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Ergänzend erwähnt sei allerdings noch weiteres philatelistisches Material des Dritten Reiches, das für viele Sammlerinnen und Sammler beliebte Spezialgebiete sind. Zu nennen sind da die Elferstreifen; ferner die 18 Markenheftchen und 46 Heftchenbogen mit 49 Blättern sowie diverse Zusammendrucke. Relativ selten und damit teuer sind nur die ersten Heftchenbogen des Dritten Reiches und einige wenige Elferstreifen. Spezialsammlungen des Sammelgebietes sind ferner die POL-Lochungen; die Probedrucke, Farbproben und Essays und schließlich die halbamtlichen Flugmarken.

Raritäten sind der postfrische Satz der Zeppelinfahrt nach Chicago im Oktober 1933 (MiNr. 496/498), ein gestempelter Block 2, Marken mit verkehrtem Wasserzeichen (z.B. MiNr. 513Y; 586/587Y, 602Y u. Block 4Y u. 5Y postfrisch, 728xY), postfrischer Satz der Flugpostmarken von 1934 mit waagerechter Gummiriffelung, ungezähnte Marken (z.B. im Ostropa-Block von 1935, 580/583, 621, in Block 6, ); kopfstehender Aufdruck auf Block 10, Marken mit Aufdruckfehlern (z.B. MiNr. 729xI u. 729xII); Marken auf seltenem Papier (z.B. MiNr. 811I, 819I) sowie der letzte ausgegebene Satz gestempelt (909/910) bzw. die vorbereiteten, aber nicht mehr verausgabten Marken (MiNr. X und XI). Gesucht sind auch seltene Mischfrankaturen österreichischer und deutscher Marken, nachdem Reichspostmarken ab dem 4.4.1938 in Österreich gültig waren.