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Deutsche Abstimmungsgebiete

Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages vom 28.6.1919 verlor das Deutsche Reich Posen, Westpreußen und Oberschlesien an Polen, das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei, Nordschleswig an Dänemark, Eupen und Malmedy an Belgien und Elsass-Lothringen an Frankreich. Für einige Grenzgebiete wurden spätere Volksabstimmungen zur Entscheidung über die nationale Zugehörigkeit vereinbart. Bis zur Umsetzung der Volksabstimmung unterstanden die Gebiete treuhänderisch dem Völkerbund, der die Verwaltung „Interalliierten Kommissionen“ (CIS) übertrug. In eigenen Textabschnitten werden ferner die Gebiete Freie Stadt Danzig, Elsass-Lothringen, das Memelland und das Sudetenland behandelt.

Die Volksabstimmungen in Allenstein in Ostpreußen und Marienwerder in Westpreußen fanden am 11.7.1920 statt und endeten beide mit einem deutlichen Votum zugunsten eines Verbleibs im Deutschen Reich. In Oberschlesien fand das Plebiszit bereits am 20.3.1921 statt und das Votum fiel in 664 Gemeinden zugunsten des Deutschen Reiches und in 597 zugunsten von Polen statt. Konsequenterweise sollte deshalb eine Zuordnung des größeren westlichen Teils zum Deutschen Reich und des östlichen Teils zu Polen erfolgen. Dagegen gab es von beiden Seiten heftigen Widerstand, so dass der Teilungsvorschlag erst im Oktober 1920 in einer Vereinbarung festgeschrieben werden konnte. Umgesetzt wurden die Vereinbarungen später, so dass de facto eine Interalliierte Kommission das Teilgebiet zwischen dem 12.2.1920 und dem 14.6.1922 verwaltete. Die Übernahme der oberschlesischen Teilgebiete in die deutsche bzw. polnische Verwaltung erfolgte dann im Zeitraum zwischen dem 18.6. und dem 19.7.1922.

Eine Sonderrolle bei den Abstimmungsgebieten spielte das Saargebiet. Die Vereinbarungen des Versailler Vertrages sahen im „Saarstatut“ eine Volksabstimmung erst für den 13.1.1935 vor. Bis zur Umsetzung des Ergebnisses oblag die Verwaltung dem Völkerbund als Treuhänder, der dazu ab dem 25.2.1920 eine Regierungskommission unter Vorsitz eines Franzosen einsetzte. Nach dem deutlichen Ergebnis des Plebiszits wurde das Saargebiet zum 1.3.1935 wieder dem Deutschen Reich angegliedert.

Schließlich war auch Schleswig ein Abstimmungsgebiet bezüglich seiner Zugehörigkeit zu Dänemark oder dem Deutschen Reich. Im Zeitraum 26.1. – 16.6.1920 entstand ein eigenständiger interimistischer Staat unter Verwaltung einer „Interalliierten Kommission“. Die Abstimmung fand am 10.2.1920 für Nordschleswig und am 14.3.1920 für Mittelschleswig statt. Im Ergebnis fiel Nordschleswig an Dänemark, und Mittelschleswig verblieb beim Deutschen Reich. Dieses Ergebnis war umstritten, und bis heute besteht die Frage von Minderheitsrechten der Deutschen in Nordschleswig und der Dänen in Südschleswig fort.

Sammelgebiet Abstimmungsgebiete

Die ersten eigenen Marken für Allenstein standen Anfang April 1920 zur Verfügung. Bis dahin wurden die Germania-Marken des Deutschen Reiches verwendet, die damit Vorläufer für das Teilgebiet Allenstein sind. Die ersten 14 eigenen Marken war die seinerzeit gültige Germania-/Mark-Serie mit dem dreizeiligen Aufdruck „Plebiscite / OLSZTYN / Allenstein“. Im Mai 1920 erschienen dann die gleichen 14 Marken mit einem schwarzen Aufdruck im Hochoval. Ihre Gültigkeit endete am 12.8.1920; für Innendienstzwecke wurden sie allerdings noch einen Monat weiterverwendet. Ferner existieren 5 nicht ausgegebene Marken. Relativ selten sind einige Farbtöne, drei Aufdruck-Abarten sowie die postfrische Serie der nicht verausgabten Marken.

Das Teilgebiet Marienwerder ist philatelistisch umfangreicher. Die Interalliierte Kommission verausgabte zum 13.3.19120 eine Serie von 14 Freimarken mit dem Motiv einer Frauengestalt mit Fahnen und einer Abstimmungsurne. Die Inschrift waren „Commission Interalliée / Marienwerder“ (Erste Mailänder Ausgabe, sog. I. Sarg-Ausgabe). 11 dieser Marken waren auch als Bogenteil mit vier Leerfeldern und Zwischensteg zu haben. Tatsächlich trafen die neuen Marken später ein, so dass es auch noch Reichspostmarken nach dem 12.3. gab. Am 27.3. erschienen dann auch 6 Germania-/Mark-Marken mit dem dreizeiligen Aufdruck „Commission / Interalliée / Marienwerder“. Ihnen folgten 9 weitere Germania-/Mark-Marken mit geändertem Aufdruck. Schließlich folgten am 11.7. noch einmal 14 Marken mit dem ursprünglichen Motiv mit der Inschrift „PLEBISCITE / Marienwerder“. Insgesamt sind nach dem Michelkatalog also 43 Marken für das Teilgebiet verausgabt worden. Raritäten sind die 50 Pf. Germaniamarke vom 11.5. (Mi.Nr. 17y) sowie die 1 Mark-Freimarke Versuchsdruck (Mi.Nr. 21).

Philatelistisch noch weit umfassender ist infolge der politischen Streitigkeiten um das Ergebnis der Volksabstimmung das Teilgebiet Oberschlesien. Die ersten eigenen Marken wurden zum 20.2.1920 verausgabt. Abstempelungen auf Marken der Reichspost aus der Woche davor gelten als Vorläufer des Teilgebietes, weil die Interalliierte Kommission ab dem 12.2. im Amt war. Bis März 1922 erschienen dann insgesamt 43 Freimarken- und 20 Dienstmarken-Ausgaben als Hauptnummern nach dem Michelkatalog. Hinzu kamen die 33 Ausgaben der französischen Besatzungsbehörde, die sogenannte „Oppelner Notausgabe“ sowie 25 Ausgaben für das Östliche Oberschlesien in den Jahren 1921/23. Katalogisiert sind zahlreiche Farbvarianten, Zusammendrucke, Zwischenstegpaare, Seiten- und Unterrandstücke, Halbierungen, Abarten und Plattenfehler. Raritäten bilden dabei einige Zusammendrucke ohne sowie andere mit Zwischensteg (Mi.Nr. 12, MiNr. 24b-d) und ferner die zuvor erwähnte „Oppelner Notausgabe“.

Das Sammel-Teilgebiet Saargebiet umfasst den Zeitraum Januar 1920 bis Februar 1935, also gut 16 Jahre. Der Michelkatalog weist für diese Periode 205 Hauptnummern für Frei- und Sondermarken sowie 32 für Dienstmarken aus. Hinzu kommen Belege der Feldpost der Abstimmungstruppen, die zur Sicherung des Plebiszits für etwa drei Monate im Saargebiet stationiert waren. Anfangs wurden 17 der Germania-/Mark-Freimarken des Deutschen Reiches mit dem schwarzen Aufdruck „Sarre“ und mit schwarzem Balken über dem Landesnamen verwendet. Die Währung lautete unverändert auf Pfennig / Mark. Durch verschiedene Aufdrucktypen ergab sich eine Vielfalt an Sorten und auch Abarten. Bedingt durch den bayerischen Teil des Saargebiets, die Pfalz, wurden außerdem Teilauflagen von Bayern mit schwarzem Aufdruck „Sarre“ und Gitterlinie verwendet. Spätere Ausgaben änderten den Aufdruck in „Saargebiet“. Ab Februar 1921 erschienen eigene Freimarkenausgaben mit Landschaftsbildern. Schon bald danach erfolgte eine Währungsumstellung auf französische Franc / Centimes, so dass die Landschaftsbilder-Marken ab 30.4.1921 verschiedenfarbige Aufdrucke der neuen Wertstufen aufwiesen. Die Ausgaben ab März 1922 enthielten dann die Wertangabe als Inschrift. Diese Praxis setzte sich bis 1935 fort, wobei sich die Motivwahl mit einem Regionalbezug leicht erweiterte. Hingegen finden sich keine Ähnlichkeiten zu Ausgeben der französischen oder der deutschen Post. Ende 1924 war ein Markenheftchen zur Ausgabe gekommen, das zu den Raritäten des Teilgebietes gehört. Selten sind ferner einige Doppel- und Kopfstehende Aufdrucke sowie bestimmte Aufdruckabarten der ersten und zweiten Serie und der Mi.Nr. 178, bestimmte Farben der Marken Mi.Nr. 31 und 69 sowie die gestempelte Volkshilfemarke Mi.Nr. 133.

Das Teilgebiet Schleswig ist philatelistisch weniger umfangreich. Es umfasst im Michelkatalog 28 Hauptnummern für Freimarken und 14 für Dienstmarken. Dazu sind zahlreiche Abarten und Plattenfehler erfasst. Die erste Serie wie auch die Dienstmarken zeigten die Portotarife in Deutschen Mark und Pfennig, die zweite Serie dann in dänischen Kronen und Öre. Vergleichsweise selten sind komplette Sätze der Dienstmarken sowohl in ungebrauchter wie in gestempelter Erhaltung. Auf Briefen sind die Dienstmarken preislich hoch bewertet.

Der Michelkatalog weist in dieser Stelle noch Ausgaben der Belgischen Militärpost im Rheinland aus. Dabei geht es um 17 Marken der Belgischen Post, die mit Aufdrucken für Postsendungen während der Besetzung verwendet wurden und zwischen dem 20.9.1919 und dem 30.4.1931 Gültigkeit besaßen.

Zuschläge: Deutsche Abstimmungsgebiete

Nationalversammlung 10-30 Pfg. kpl., sauber gestempelt, 30 Pfg. lose, die übrigen Werte je auf Briefstück; 25 Pfg. ein Zahn angesetzt, sonst gute Erhaltung, ganz große Seltenheiten der Abstimmungsgebiete, es sind nur ganz wenige echte Stücke bekannt, jeweils Fotoattest Dr. Weinberg BPP und teils zusätzliche Signaturen
341. Heinrich Köhler- Auktion (2010)

Zuschlag: EUR 2.800,-


20 Pfennig, 10 Pfennig und drei Einzelwerte 5 Pfennig in Mischfrankatur mit Deutsches Reich Germania 40 und 75 Pfennig je mit Stempel „FLENSBURG 21.6.20“ als portogerechte Frankatur auf R-Brief an die Kommission in Tingleff, Umschlag mit verklebtem Einriss oben und zwei Werte leicht fehlerhaft durch Randklebung, Fotoattest Gruber BPP (2003)
375. Heinrich Köhler- Auktion (2020)

Zuschlag: EUR 420,-


Ludwig 20 Mark mit Aufdruck SARRE, Aufdruckfeld 10 mit dem nur auf diesem Feld vorkommenden Aufdruckfehler "obere Gitterlinie nach links verschoben", ungebraucht in sehr frischer und guter Erhaltung, oben links ein verkürzter Zahn, ohne jeglichen Belang. Eine der großen Seltenheiten der deutschen Philatelie; von den ehemals 16 überdruckten Marken sind heute nur noch 15 Stück registriert; mehrfach sign. sowie Fotoattest Braun BPP (2018) (Mi. ohne Berücksichtigung des einmaligen Aufdruckfehlers 160.000,-)
367. Heinrich Köhler- Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 65.000,-


1920, Deutsches Reich Germania 2 1/2 Pfg. im waagerechten Paar mit Stempel "KATTOWITZ 18.2.20", Pracht, sehr seltene Vorläufer-Verwendung, nur wenige Tage möglich, Fotoattest Gruber BPP
359. Heinrich Köhler-Auktion (2015)

Zuschlag: EUR 360,-