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Deutsche Besetzungsausgaben 1914 / 1918

Der Erste Weltkrieg begann am 28.7.1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Zuvor hatte das Deutsche Kaiserreich der K.u.K.-Monarchie bereits seine bedingungslose Unterstützung zugesagt; hinzu kamen das Osmanische Reich und Bulgarien (sogenannte Mittelmächte). Dieser Allianz standen in Europa gegenüber Serbien mit seiner Schutzmacht Russland sowie Frankreich, später dann auch Belgien, Großbritannien, Italien und Rumänien, 1917 dann auch die USA (sogenannte Entente). Der auf allen Seiten verlustreiche Krieg endete mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens am 11.11.1918 und schließlich mit dem Versailler Friedensvertrag vom 28.6.1919.

Anfang Augst 1914 griffen deutsche Truppen Frankreich von Nordosten aus unter Missachtung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs an. Dies führte zum Kriegseintritt Großbritanniens. Bereits im September kam der deutsche Vormarsch an der Marne zum Erliegen, und trotz heftiger Graben- und Stellungskämpfe erstarrte die Front im Westen de facto bis zum März 1918. Das Deutsche Reich wurde sofort in einen Zwei-Fronten-Krieg verwickelt, weil die russische Armee zwei Wochen nach Kriegsausbruch unerwartet nach Ostpreußen eindrang. Im Laufe der nächsten Wochen waren die kaiserlichen Truppen zunächst siegreich, konnten aber zusammen mit den österreichisch-ungarischen Truppen Südpolen nicht einnehmen. Das gelang dann jedoch bis April 1915. In der zweiten Jahreshälfte wurde die russische Armee zu einem deutlichen Rückzug gezwungen, so dass die deutschen Truppen Polen, Litauen und weite Teile Kurlands besetzen konnten.

Mitte Oktober 1915 war Bulgarien auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg eingetreten; demgegenüber schlug sich Rumänien im August 1916 auf die Seite der Alliierten. Dies hatte eine Besetzung des Landes zum Jahresende durch die Mittelmächte zur Folge. Allerdings machten die Truppen der Mittelmächte im Sommer 1916 durch den Allfrontenkrieg der Entente eine schwere Krise durch. Insgesamt verlagerte sich das Kriegsgeschehen jedoch weitgehend auf andere Schauplätze in Europa.

Eine Wende an der Ostfront brachten die Unruhen in Russland im Laufe des Jahres 1917, die mit einem Sieg der Bolschewiken im November endeten. Bereits zuvor war die russische Armee im Baltikum zusammengebrochen, was den deutschen Truppen die Besetzung von Riga und einigen baltischen Inseln im Herbst 1917 ermöglichte. Die neue Regierung Russlands stimmte bereits im Dezember einem Waffenstillstand zu und schloss mit den Mittelmächten dann im März 1918 einen separaten Friedensvertrag ab. Deutsche Truppen gelang schließlich noch die Besetzung von Estland, Livland und Nordkurland.

Die Menschen in Deutschland kämpften noch mit dem Hungerwinter 1916/17, als die USA mit ihrer Kriegserklärung an das Deutsche Reich im April 1917 in den Krieg eintraten. Die Truppen der Mittelmächte sahen sich zunehmend in der Defensive, ohne dass die Alliierten aber die Entscheidung herbeiführen konnten. Im Gegenteil, beide Seiten starteten selbst im Laufe des Jahres 1918 noch Offensiven und Gegenoffensiven. Erst ihre militärischen Erfolge Mitte Juli brachten die alliierten Truppen auf die Siegerstraße. Es bedurfte in Berlin noch der politischen Umwälzungen von der Monarchie zur Republik, bis am 11. November ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde. Ein Friedensvertrag wurde erst im Juni 1919 in Versailles unterzeichnet.

Sammelgebiet Deutsche Besetzungsausgaben 1914 / 1918

Mit dem Vordringen der deutschen Truppen und der Besetzung fremder Gebiete verband sich notwendigerweise die Organisation des Postverkehrs in den besetzten Gebieten. Die dortigen Markenausgaben waren in aller Regel Ausgaben der Kaiserlich Deutschen Post mit einem Aufdruck der neu errichteten „Landespost“. Zweck war eine Nutzung dieser Marken durch die Zivilbevölkerung in den Besetzungsgebieten und zwar zunächst nur innerhalb dieser Gebiete und später auch für den Postverkehr nach Deutschland, die verbündeten Länder sowie das neutrale Ausland.

Als „Urmarken“ der Landespostmarken dienten die Germania-Ausgabe und Markwerte von 1905 (MiNr. 84- 95) und die Ausgabe von 1916/18 (Mi.Nr. 97-102), wobei sich bei den Besetzungsmarken auch Farbnuancen finden, die bei den unüberdruckten Marken nicht auftraten. Gleiches gilt bei den Markwerten auch für die Zähnung. Ferner sind Unterschiede beim Aufdruck zwischen den verschiedenen Besetzungsgebieten festzustellen und zwar hinsichtlich Zeilenabständen und Zwischenräumen von Wertziffer und Währung sowie beim Glanz des Aufdrucks. Schließlich lassen sich die Auflagen anhand von „Haus-Auftrags-Nummern“ (HAN) unterscheiden, die üblicherweise auf jedem Germania-Schalterbogen auf dem Unterrand vermerkt waren.

Das gesamte Sammelgebiet umfasst folgende fünf Teilgebiete:

Für das Generalgouvernement Belgien verausgabte die Landespost in Belgien zum 1.10.1914 die 9 Germania-/Mark-Marken mit dem zweizeiligen Aufdruck Portotarif in Landeswährung (Franc und Centimes) und „Belgien“. Diese Serie wurde 1916 von 16 Marken der neuen Germania-/Mark-Ausgabe abgelöst. Bei dieser werden zahlreiche Typen und Besonderheiten unterschieden, von denen einige relativ selten sind. Rarität ist ein gestempelter Fehldruck der 2F50 auf 1 M – Marke (MiNr. 24F).

12 eigene Marken wurden zum 1.12.1916 für das Etappengebiet West für die Region zwischen der Front und dem Generalgouvernement Belgien verausgabt. Dafür wurden die Germania-/Mark-Marken mit einem einzeiligen Aufdruck mit der belgischen Währung überdruckt. Es gibt zahlreiche Typen und Besonderheiten.

Ähnliches gilt für das Postgebiet Oberbefehlshaber Ost. Das besetzte Gebiet umfasste in etwa die Territorien der heutigen Staaten Estland und Lettland (seinerzeit Livland und Kurland), Litauen, Weißrussland und Ukraine. Zum 15.1.1916 wurden 12 Germania-/Mark-Marken mit dem zweizeiligen Aufdruck „Postgebiet / Ob. Ost“ in Frakturschrift ausgegeben. Es gab einige Varianten in Bezug auf Farbtöne, Glanz des Aufdrucks oder Zähnungslöcher. Außer der Mi.Nr. 12A weist die Serie keine Seltenheiten auf. Hingegen finden sich echte Raritäten bei den Poststellen, die diesem Teilgebiet zugeordnet sind, nämlich die Notausgabe Dorpat (2 Marken), die Briefvermittlungsstelle Bialystok (2 Marken in zwei Typen), die Verbindungspost Grodno (5 Marken), die Notausgaben für Libau (6 Marken in mehreren 2 Typen) sowie die Landesbotenpost der 10. Armee (3 Ausgaben).

Im Ostfeldzug wurden für die Deutsche Post in Polen zum 12.5.1915 5 eigene Marken herausgegeben, zum 1.8.1916 dann 11 weitere. Die Aufdrucke waren zweizeilig, zunächst „Russisch / Polen“, später „Gen.-Gouv. / Warschau“ in Frakturschrift. Es gibt nur wenige seltene Typen bei den 16 Marken. Ferner gehören zu dem Teilgebiet Ausgaben der „Lokalpost“, also Marken nichtdeutscher Bestellposten in Polen während der deutschen Besetzungszeit. Dabei ging es um die Postbeförderung über die deutschen Postanstalten hinaus durch polnische Bestellanstalten von oder bis zu lokalen Empfängern. Frankiert wurden die Postsendungen mit eigenen Marken mit dem Charakter von Zustellungsgebührenmarken. Die Stadtpost der Hauptstadt Warschau mit 10 Markenausgaben gehört ebenfalls zur Lokalpost. Einige der Lokalpostmarken sind selten und hochpreisig, insbesondere auf Brief.

Rumänien wurde 1917 von den Mittelmächten besiegt und weite Teile des Landesgebietes auch von deutschen Truppen besetzt. Unter der Deutschen Militärverwaltung in Rumänien gelangten ab dem 1.6.1917 eigene Marken zur Ausgabe. Der Aufdruck auf den Germaniamarken war zweizeilig: „M.V.I.R. – und die rumänische Währung Leu / Bani“. Zum 2.7.1917 sowie zum 1.3.1918 kamen weitere Germaniawerte hinzu; insgesamt wurden 12 Marken für das Teilgebiet verausgabt. Nach dem 1.7.1918 kamen insgesamt 15 Porto-, Kriegssteuer-Porto-, und Zwangszuschlags-Marken hinzu, ferner noch 4 Marken für das Etappengebiet der 9. Armee mit dem „Bukarester Rahmenaufdruck“. Kaum eine Marke des Teilgebietes ist selten, mit Ausnahme der postfrischen 30 Pf.-Marke im Friedensdruck mit dem Bukarester Rahmenaufdruck.