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Das Dritte Reich (Januar 1933 – Mai 1945)

Ende Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler unter Reichspräsident Paul von Hindenburg gewählt. Was danach geschah, schildert Michael Adler in der Post-Publikation von 1998 in etwa so: Gleich Ende Februar brannte in den späten Abendstunden das Reichstagsgebäude in Berlin. Der mutmaßliche Brandstifter war ein Anarchist und Anhänger rätekommunistischer Ideen. Den Nationalsozialisten diente dies als Gelegenheit zur Massenverhaftung vermeintlicher politischer Gegner, zur Durchsetzung von Notverordnungen und im März 1933 schließlich zur Verabschiedung des „Ermächtigungsgesetzes“. De facto ermöglichte dies der Regierung ein Handeln ohne Parlamentsbeteiligung. Parteifunktionäre wurden zu Reichskommissaren, der Föderalismus blieb auf der Strecke. Es folgten die Abschaffung von Parteien und Gewerkschaften, letztlich ein Abbau der Bürgerrechte und die geistige Gleichschaltung einer ganzen Nation.

So stellt sich das Bild ex post dar. Seinerzeit schienen sich in den Jahren bis zu den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Hoffnungen vieler Menschen auf eine Besserung ihrer Situation zu erfüllen. Wirtschaftlich ging es aufwärts, und international konnte Deutschland seine Position stärken. Wissenschaft und Kultur erblühten ebenfalls.

Entgegen dem Geist des Versailler Vertrages rüsteten die deutschen Streitkräfte mit Wehrmacht, Marine und Luftwaffe gewaltig auf. Die Rhetorik gegenüber den europäischen Nachbarn wurde zunehmend aggressiv und fordernd. Der Propaganda folgten schon bald Taten: 1936 mit der Invasion in Holland und Belgien, wenig später in Frankreich, danach die erzwungene Angliederung Österreichs, Böhmen und Mährens und anderer Ostgebiete, ab dem 1.9.1939 der Überfall auf Polen und ab Juni 1941 der Ostfeldzug gegen die Sowjetunion.

Etwa Mitte des Jahres 1942 erreichte die räumliche Ausdehnung des Machtbereichs unter nationalsozialistischer Herrschaft ihr Maximum. Danach wuchs in den zahlreichen Okkupationsgebieten der Widerstand gegen die deutschen Besatzer und ihre Verbündeten, und es gab zunehmend militärische Verluste. Gleichzeitig bewirkten Gewaltherrschaft und Kriegseinwirkungen auch im Inland eine dramatische Verschlechterung der Lage der Bevölkerung. Allerdings dauerte es noch über zwei lange Jahre mit ungeheuren Verlusten an Menschenleben, Material und Ressourcen, bis das Deutsche Reich unter nationalsozialistischer Herrschaft niedergerungen war. Formal endete die Existenz des Deutschen Reiches am 8.5.1945. Zurück blieben geschundene Menschen bei den Siegern und den Besiegten in einem riesigen Trümmerfeld, das nur eine Dekade zuvor blühende Landschaften aufgewiesen hatte.

Sammelgebiet Drittes Reich

432 Hauptnummern an Frei- und Sondermarken verzeichnet der Michelkatalog als Ausgaben der Reichspost im Dritten Reich (Mi-Nr. 479-910) sowie 23 Dienstmarken. Allein durch die Quantität, vor allem aber auch durch Motivgestaltung und Zuschläge, lässt sich eine politische Instrumentalisierung der Briefmarken in den zwölf Jahren der Nazi-Herrschaft erkennen. Dabei war die Propaganda gleichermaßen nach innen wie hinaus ins Ausland gerichtet.

Die ersten drei Marken des „Dritten Reichs“ kamen drei Monate nach der Machtübernahme Hitlers heraus. K.J. Wrage zeigt dann in seinem bereits zuvor zitierten Artikel auf, dass die Motive anfangs noch relativ neutral waren, aber bereits im November 1933 erstmals das Hakenkreuz als Wasserzeichen verwendet wurde. Nicht lange, dann erschien dieses Symbol auch auf der Frontseite der Marken, so bei der Flugpostmarken von Januar 1934 und auf der Ausgabe zum Nürnberger Parteitag im September desselben Jahres. Bis zu den Olympischen Spielen 1936 verzichtete man noch auf einen Personenkult auf Briefmarken; ab 1937 wurden dann aber Abbildungen des „Führers“ zur Gewohnheit. 1941 löste schließlich eine Hitler-Serie die alte Hindenburg-Dauerserie ab.

Auffällig ist bei der Ausgabepolitik laut K.J. Wrage ferner, dass die herausgegebenen Werte zum größten Teil Sondermarken waren. Zudem waren sie häufig Zuschlagsmarken, nachdem die Regierung die Briefmarke als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt hatte. Besonders deutlich wird das einer Hitlermarke von 1943, bei der der Nennwert 40 Pfennige und der Zuschlag 1,60 Mark betrugen.

„Die Karriere der Briefmarke vom Instrument des vereinfachten Portonachweises über die Repräsentation des tragenden gesellschaftlichen und politischen Systems zum puren Propagandainstrument reißt die ganz historische Vielfalt auf, in die das Studium der Briefmarken seine Betrachter führt. Briefmarken sind für ihre jeweilige Zeit historische, künstlerische und sozialgeschichtliche Dokumente allerersten Ranges.“ Das ist das Fazit von K.J. Wrage zum Sammelgebiet „Drittes Reich“ – und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Ergänzend erwähnt sei allerdings noch weiteres philatelistisches Material des Dritten Reiches, das für viele Sammlerinnen und Sammler beliebte Spezialgebiete sind. Zu nennen sind da die Elferstreifen; ferner die 18 Markenheftchen und 46 Heftchenbogen mit 49 Blättern sowie diverse Zusammendrucke. Relativ selten und damit teuer sind nur die ersten Heftchenbogen des Dritten Reiches und einige wenige Elferstreifen. Spezialsammlungen des Sammelgebietes sind ferner die POL-Lochungen; die Probedrucke, Farbproben und Essays und schließlich die halbamtlichen Flugmarken.

Raritäten sind der postfrische Satz der Zeppelinfahrt nach Chicago im Oktober 1933 (MiNr. 496/498), ein gestempelter Block 2, Marken mit verkehrtem Wasserzeichen (z.B. MiNr. 513Y; 586/587Y, 602Y u. Block 4Y u. 5Y postfrisch, 728xY), postfrischer Satz der Flugpostmarken von 1934 mit waagerechter Gummiriffelung, ungezähnte Marken (z.B. im Ostropa-Block von 1935, 580/583, 621, in Block 6, ); kopfstehender Aufdruck auf Block 10, Marken mit Aufdruckfehlern (z.B. MiNr. 729xI u. 729xII); Marken auf seltenem Papier (z.B. MiNr. 811I, 819I) sowie der letzte ausgegebene Satz gestempelt (909/910) bzw. die vorbereiteten, aber nicht mehr verausgabten Marken (MiNr. X und XI). Gesucht sind auch seltene Mischfrankaturen österreichischer und deutscher Marken, nachdem Reichspostmarken ab dem 4.4.1938 in Österreich gültig waren.

Zuschläge: Das Dritte Reich (Januar 1933 – Mai 1945)

NSKK/NSFK 12+38 Pfennig, die beiden nicht mehr ausgegebenen Werte ungebraucht ohne Gummi in einwandfreier Erhaltung; diese Stücke zählen zu den großen Seltenheiten des Deutschen Reiches, sign. Georg Bühler mit Fotoattest sowie Fotoattest Schlegel BPP
340. Heinrich Köhler-Auktion (2010)

Zuschlag: EUR 22.000,-


1935, Olympische Winterspiele 25 Pfg., Wasserzeichen Schenkel nach rechts, postfrisch, tadellos, es sind nur wenige postfrische Stücke bekannt, sign. Peschl BPP und 2 Fotoatteste Schlegel D. BPP (2001 und 2016) (Mi. 20.000,-)
367. Heinrich Köler-Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 6.400,-


3 M. gez. K 14 im waagerechten Zwischenstegpaar vom Oberrand mit drei gezähnten Leerfeldern oben, mittleres Leerfeld mit Plattennummer II, postfrisch, tadellos, seltene Variante, bisher nicht gelistet, unsigniert mit Fotoattest D. Schlegel BPP (2020) (Mi. nicht bekannt)
375. Heinrich Köhler-Auktion (2020)

Zuschlag: EUR 2.102,-