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Sowjetische Zone

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs war die Rote Armee von Osten her bis zur Elbe vorgedrungen und hatte bei ihrem Vormarsch weite Gebiete des Deutschen Reiches besetzt. Gebiete jenseits der neuen Ostgrenze Deutschlands, der Oder-Neiße-Linie, hatte die Sowjetunion bereits de facto unter polnische Verwaltung gestellt, ehe diese Grenzziehung auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 von den anderen Siegermächten hingenommen wurde. Die Sowjetische Besatzungs-Zone (SBZ) erstreckte sich von dieser Linie aus nach Westen bis an die Grenze West-Deutschlands.

Am 9.6.1945 übernahm die „Sowjetische Militäradministration in Deutschland“ (SMAD) die Regierungsgewalt in der SBZ. Noch im selben Monat wurden die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen mit eigenen Landesregierungen und Provinzverwaltungen eingerichtet, nachdem bereits zuvor die Bildung von Parteien und Gewerkschaften erlaubt worden war. Massive wirtschaftliche Eingriffe gab es mit Enteignungen privaten Eigentums, der Bodenreform und der Demontage von Produktionsanlagen. Die Verwaltung des Post- und Fernmeldewesens wurde nicht zentral organisiert, sondern die noch bestehenden Oberpostdirektionen sorgten zunächst eigenständig für einen Postdienst gemäß Anweisungen der sowjetischen Militäradministration. Diese Situation änderte sich mit der Einführung einer Zentralverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen am 8.9.1945.

Sammelgebiet Sowjetische Besatzungszone

Durch die zunächst dezentrale Organisation des Postwesens setzt sich das Sammelgebiet aus acht Teilgebieten zusammen.

Für die Region Mecklenburg-Vorpommern war die OPD Schwerin zuständig. Diese gab ab dem 28.8.1945 eine Serie von 12 Freimarken heraus. Weitere 9 folgten noch im Jahr 1945 sowie eine Serie von 12 Freimarken im Frühjahr 1946. Die beiden Serien „Opfer des Faschismus“ und „Junkerland in Bauernhand“ zeigen die frühe Nutzung von Briefmarken für politische Propaganda. Seltene und relativ teure Marken sind besondere Farben in gestempelter Erhaltung sowie einige Zwischenstegpaare der ersten Serie.

Nach der Besetzung durch die Rote Armee wurde der Postverkehr im Bundesland Sachsen bei der OPD Chemnitz weitgehend fortgeführt, während er im Bereich der OPD Dresden zunächst eingestellt und dann am 23.5.1945 wieder aufgenommen wurde. Zur Verwendung kamen anfangs die sogenannten „Sächsischen Schwärzungen“ als Aufbrauchsprovisorien, also Hitler-Marken, bei denen durch Kleckse, Vollkreise oder sonstige Formen das Kopfmotiv Hitlers unkenntlich gemacht worden war. Diese Marken auf Brief sind gesucht. Häufig fand ein Postversand gegen Barfrankierung statt. Unterschieden werden beim Bundesland Sachsen sodann Markenausgaben in den Teilgebieten Ost-Sachsen, Provinz Sachsen, Thüringen und West-Sachsen.

Zu Ost-Sachsen zählten die OPD Dresden und die OPD Chemnitz sowie ab dem 1.10.1945 auch die OPD Leipzig. Dieses Teilgebiet weist 24 Markenausgaben aus, die alle bis auf die letzten beiden Marken als Ziffernmotiv mit der Inschrift „Post“ gestaltet wurden. Ebenfalls mit diesem Motiv war eine Markenausgabe im Juni 1945 vorgesehen, zu der es dann jedoch nicht kam. Diese Marke wies außer der deutschen auch die russische Inschrift „Post“ auf. Die erste Ausgabe zwischen dem 28.6. und dem 4.10.1945 wies zwischen Farbunterschieden vor allem auch verschiedene Zähnungen und sogenannte Postmeistertrennungen auf. Manche davon sind selten, einige sehr selten und daher – bei vorliegender Bestätigung durch einen ausgewiesenen Prüfer – hochpreisig.

Das vierte Teilgebiet bezieht sich auf die Postdirektion Provinz Sachsen in Halle / Saale, die ab Ende Juli den Regierungsbezirk Merseburg und die Regionale Postdirektion Magdeburg einschloss. Die erste Serie von 6 Marken erschien für diese Region am 10.10.1945. Bis dahin war eine Portoentrichtung durch Barfrankierung üblich. Die letzten eigenen Briefmarken wurden zum 21.2.1946 ausgegeben. Insgesamt umfasst das Teilgebiet 26 Markenausgaben. Ähnlich wie in Ost-Sachsen sind einige Postmeistertrennungen relativ selten und daher höherpreisig. Die Raritäten bilden allerdings die Marken der ersten Serie mit steigenden Stufen als Wasserzeichen.

Thüringen war bis zum 3.7.1945 noch von amerikanischen Truppen besetzt; ein Postverkehr fand in dieser Zeit nur örtlich begrenzt statt. Nach dem Wechsel in den sowjetischen Besatzungsbereich setzte ab dem 18.7. ein Postverkehr mit der gesamten SBZ wieder ein. Bis zur Ausgabe eigener Marken Anfang Oktober 1945 war Barfrankierung üblich. Zum 1.10.1945 erschien dann eine Serie von 8 eigenen Marken. Die letzte Serie wurde am 30.3.1946 ausgegeben. Insgesamt besteht das Teilgebiet aus 24 Marken- sowie 4 Blockausgaben. Relativ selten und hochpreisig sind dieser Blockausgaben; eine Rarität stellt der Block Nr. 3 mit steigenden Stufen als Wasserzeichen dar.

Das siebte Teilgebiet der SBZ ist West-Sachsen mit der OPD Leipzig. Auch diese Region war bis Ende Juni 1945 von amerikanischen Truppen besetzt, und dort ruhte der Postverkehr vollständig. Nach dem Besatzungswechsel wurde er im Juli an einigen Stellen wiedereröffnet; ab 6.8.1945 war der Versand von Briefen und Postkarten wieder innerhalb der gesamten SBZ möglich. Vor der Ausgabe eigener Marken Anfang August 1945 war eine Barfrankierung üblich. Tatsächlich erfolgte eine Ausgabe von drei Marken, die sogenannte „Holzhausen“-Ausgabe, ohne Genehmigung am 3.8.1945. Die erste offizielle Freimarkenserie von 4 Werten erschien am 26.9.1945. Auch in West-Sachsen gab es zahlreiche Postmeistertrennungen. Die letzte Serie erschien im Mai 1946. Insgesamt weist das Teilgebiet 50 Markenausgaben auf; hinzu kommen 8 nicht genehmigte bzw. nicht ausgegebene Marken sowie 5 Blockausgaben. Selten und daher höherpreisig sind einige der Postermeistertrennungen auf Brief. Vor allem aber sind die Herzstücke von Zusammendrucken wie auch Großbögen der ersten beiden Serien Raritäten.

Das achte und letzte Teilgebiet sind die die Allgemeinen Ausgaben für die gesamte Sowjetische Zone, die nach der Währungsreform im Juni 1948 erschienen sind und den Zeitraum bis zur Gründung der DDR am 7.10.1949 abdecken. Die Sowjetische Militäradministration verband damit ein Verbot des Verkaufs von Marken mit alter Währungsangabe. Eine Verwendung vorhandener Marken bei den Postkunden war bis Ende Juli 1948 zulässig. Da zum 24.6.1948 nicht sofort neue Marken zur Verfügung standen, durfte die vorhandene Serie unter Aufdruck eines Bezirksstempels benutzt werden, wobei es zehn Bezirke gab. In der Praxis wurden allerdings auch andere vorhandene Marken überstempelt und verwendet. So wiesen letztlich nicht nur die Pfennig-Werte der II. Kontrollratsausgabe Bezirksstempel auf, sondern auch Freimarken der I. Kontrollratsausgabe, die Mark-Ausgaben der II. Kontrollratsausgabe und auch Sondermarken der Alliierten Besetzungs-Gemeinschaftsausgaben. Es gibt eine Reihe seltener Markentypen in dem Sammelgebiet, die jedoch zur Anerkennung der Bestätigung als echt geprüfte Stücke durch einen qualifizierten Prüfer bedürfen.

Zum 3.7.1948 gelangte dann die Serie mit dem dreizeiligen Aufdruck „Sowjetische / Besatzungs- / Zone“ auf einer Teil- bzw. auf Neuauflagen der Alliierten Besetzung-Gemeinschaftsausgaben zum Verkauf; später dann der Marken ohne Aufdruck und der Inschrift „Deutsche Post“. Die letzte Serie erschien am 30.8.1949. Das Teilgebiet „Allgemeine Ausgaben“ für die SBZ umfasst 76, das gesamte Sammelgebiet SBZ 233 Hauptnummern. Spätestens zum 30.6.1951 verloren alle Ausgaben ihre Gültigkeit.

Zuschläge: Sowjetische Zone

1946, Leipziger Messe-Block im großformatigen Sonderdruck mit Wasserzeichen „Stufen steigend“, Blocktype II mit üblichem Sonderstempel-Abdruck im Unterrand, ungebraucht ohne Gummierung, wie verausgabt, in tadelloser Erhaltung, dazu Schutzhülle mit kopfstehendem Zudruck des Verkaufspreises „RM 300“ am Oberrand. Eine der großen Seltenheiten der SBZ, bisher sind nur drei Exemplare bekannt
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 19.000,-