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Königreich Bayern

Die ersten deutschen Briefmarken erschienen am 1. November 1849

Zum Königreich wurde Bayern 1806, es schloss sich 1815 dem Deutschen Bund an und trat 1834 dem Deutschen Zollverein bei. Es blieb landwirtschaftlich geprägt, die Industrialisierung kam nur langsam voran. Angesichts von Not und Konflikten, religiöser Intoleranz und politischer Unterdrückung entschlossen sich viele Menschen zur Auswanderung. Ende 1870 schloss sich Bayern als Bundesstaat mit Sonderrechten dem Deutschen Reich an.

Der langsame Durchbruch der Briefmarke in den Altdeutschen Staaten

Bayern schrieb deutsche Postgeschichte, als es am 1. November 1849 die drei ersten Briefmarken auf deutschem Boden herausgab. Legendär wurde dabei die schwarze Ein-Kreuzer-Marke – der Schwarze Einser. Die Ausgabe der ersten Briefmarke der Welt, der englischen Penny Black, lag da schon neun Jahre zurück. Doch die Erfindung der Briefmarke setzte sich weltweit nur langsam durch. Die Altdeutschen Staaten nahmen eine konservative Haltung zu dieser postalischen Neuerung ein, auch weil die Einführung der Briefmarke dem englischen Staat in den ersten Jahren finanzielle Verluste einbrachte. Jedoch gab es bereits 1845 erste Anregungen des Oberpostamtes München zur Vorausbezahlung von Briefen – ganz nach dem Vorbild der englischen Briefmarken.

Die ersten Marken mit Ziffern

Interesse an einem Deutsch-Österreichischen Postverein (DÖPV) zeigte Bayern erstmals im Jahr 1846, jedoch nur unter der Beteiligung der süddeutschen Staaten ohne Preußen. Eine weitere Initiative von Preußen und Österreich wurde durch die politischen Unruhen vom Februar 1848 unterbrochen. Ende 1849 nahm Bayern eine Vorreiterrolle ein: Es gab die ersten drei Briefmarken aus, die den Nennwert in großen Ziffern zeigten. Zunächst waren die Postwertzeichen lediglich auf Briefen im bayerischen Inland gültig, nach der Gründung des DÖPV auch über die Grenzen Bayerns hinaus.

Fälschungssicherheit  durch Seidenfaden und Wasserzeichen

Um Schaden von der Post abzuwenden, legte die Postverwaltung Bayerns von Anfang an großen Wert auf die Fälschungssicherheit der Briefmarken. Bei der Erstausgabe der Marken Bayerns wiesen deshalb die zweite und die dritte Marke zwei Sicherheitsmerkmale auf: handgeschöpftes Papier, das zudem einen senkrecht eingelassenen roten Seidenfaden enthielt. Das Verfahren übernahmen auch die Postverwaltungen anderer Altdeutscher Staaten. Mit besonderen Papiertypen sowie hochwertigen Druckverfahren und -farben wollte man Fälschungen oder Mehrfachnutzungen von Briefmarken nach dem Entfernen der Stempel vorbeugen. Dem Zweck der Fälschungssicherheit diente später auch das Wasserzeichen im Papier nach dem Vorbild der ersten britischen Marke. Sammler wissen, dass der Wert einer Briefmarke oftmals in hohem Maß von diesen besonderen Merkmalen bestimmt wird. Dabei ist der Rat von bzw. die Begutachtung durch Experten von entscheidender Bedeutung.

Zuschläge: Königreich Bayern

1849, 1 Kreuzer schwarz, Platte 1, waagerechter 15er-Block mit kopfstehender Marke auf Feld 10, sogenanntes 'tête-bêche', sehr schön farbfrisch, unten breitrandig, die übrigen drei Seiten mit vollen Bogen- bzw. Zwischenstegrändern, ungebraucht mit frischem Originalgummi, vier Werte einschließlich der kopfstehenden postfrisch.Tadellose und sehr frische ursprüngliche Erhaltung. Es sind nur zwei weitere 'tête-bêche' der Nr. 1 bekannt, die beiden anderen innerhalb von Rand-12er-Blocks desselben Bogens mit den Kopfstehern auf Feld 6 bzw. 36. Das hier angebotene Blockstück befand sich von etwa 1890 bis zu ihrem Verkauf in der Sammlung des preußischen Kommerzienrates Johannes Sigmar Elster, hat also in rund 130 Jahren nur ein einziges mal den Besitzer gewechselt. Es wurde letztmalig auf der Weltausstellung 1926 im Grand Central Palace von New York öffentlich ausgestellt. Eines der spektakulärsten und wertvollsten Stücke der Bayern-Philatelie und allererste Seltenheit der altdeutschen Staaten. Fotoattest Brettl BPP (1997) Provenienz: Sammlung Elster (Corinphila 1997)
370. Heinrich Köhler-Auktion (2019)

Zuschlag: EUR 500.000,-


1850/58, 1 Kreuzer rosa im waagerechten Zwischenstegpaar zusammen mit 3 Kreuzer blau, Platte 2, sowie zwei Einzelwerten 9 Kreuzer in bläulichgrün bzw. blaugrün, mit jeweils zentrisch klar aufgesetztem geschlossenen Mühlradstempel "358" und teils auf das Zwischenstegpaar übergehendem Halbkreisstempel "UNTERSTEINAU 14/9" auf Briefhülle über Preußen und Belgien nach Nottingham in England, portogerecht frankiert nach dem Tarif vom 1.8.1852 mit 9 Kreuzern bayerischem Porto und 14 Kreuzern (= 4 Silbergroschen) ausgewiesenem Weiterfranko. Alle Marken der Frankatur sind sehr schön farbfrisch und voll- bis meist breitrandig; die übliche Faltung im Zwischensteg befindet sich in diesem Fall in der linken Randlinie der rechten Marke; durch die 3 Kreuzer verläuft ein waagerechter Briefbug, sonst einwandfreie und sehr schöne ursprüngliche Erhaltung. Gebrauchte Zwischenstege gehören zu den großen Seltenheiten der Bayern-Philatelie; von der gesamten Quadratausgabe haben wir nur 10 Briefe mit waagerechten Zwischenstegpaaren registriert, davon nur ein weiterer ins Ausland; dies ist der einzige Brief mit einem Zwischenstegpaar als Teil einer Buntfrankatur. Ein ebenso attraktiver wie seltener Brief der bis im Jahre 2004 unerkannt in einer alten Korrespondenz schlummerte. Eins der Spitzenstücke der Quadratausgaben. Fotoattest Brettl BPP (2004)
370. Heinrich Köhler-Auktion (2019)

Zuschlag: EUR 100.000,-


1849, 6 Kreuzer braunorange, allseits sehr breitrandig und ungemein frisch, mit sehr schön motivfrei und übergehend auf- sowie glasklar nebengesetztem Doppelkreisstempel "AUGSBURG 1 NOV. 1849" auf Briefhülle mit dekorativem vorgedruckten Absendervermerk nach Immenstadt mit rückseitigem Fingerhut-Ankunftsstempel. Leuchtend frische und völlig tadellose Erhaltung. Der Postmeister in Augsburg war an diesem Morgen wohl nicht ganz im Bilde! Es war der Erstausgabetag der Briefmarken. Bei der Briefannahme am Morgen des 1. November 1849 stempelte er - wie er es in den vielen Jahren der Vormarkenzeit gewohnt war - den Aufgabestempel mit Datum und Stundenangabe ‚9 – 10‘ (Uhr) auf die Vorderseite des Briefes. Doch er vergaß die Entwertung des neuen ‚Franco-Zettelchens‘! Hatte er die neuen Vorschriften noch nicht gelesen? Eine Stunde später fiel sein Versäumnis auf und die 6 Kreuzer Briefmarke wurde zwischen ‚10-11‘ (Uhr) nachgestempelt. Aller Anfang ist schwer, doch so entstand ganz am Anfang der Briefmarkenzeit auf deutschem Boden der wohl schönste Ersttagsbrief Altdeutschlands! Fotoattest Stegmüller BPP (2020) (Mi.-Nr. 4I FDC) Provenienz: John Boker jr. (1986)
374. Heinrich Köhler-Auktion (2020)

Zuschlag: EUR 95.000,-