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Kiautschou

Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Shandong ist Qingdao, heute eine Hafenmetropole von etwa 10 Millionen Einwohnern mit Wolkenkratzern, Parks und Stränden am Gelben Meer. Sie liegt knapp 700 Kilometer südöstlich von Peking. Tsingtau nannte man die Stadt seinerzeit, als das Deutsche Reich 1898 das „Gouvernement Kiautschou“ in einem Pachtvertrag auf 99 Jahre vom Kaiserreich China erhielt, dieses Gebiet gut fünfzehn Jahre lang verwaltete und Tsingtau gründete. Im Ersten Weltkrieg kam es zu heftigen Kämpfen um Kiautschou. Die Truppen des Deutschen Reiches kapitulierten Anfang November 1914, und das Pachtgebiet kam unter die Herrschaft des Japanischen Kaiserreichs, wurde jedoch 1922 aufgrund des Versailler Vertrages an China zurückgegeben.

1861 hatte Preußen bereits einen Handelsvertrag mit China abgeschlossen. Grund für die Erzwingung eines Pachtvertrages für Kiautschou fast 40 Jahre später war neben starken wirtschaftlichen Interessen der Wunsch der kaiserlichen Marine nach einem Flottenstützpunkt in Ostasien. Das Pachtgebiet umfasste die Bucht von Kiautschou mit vorgelagerten Inseln, eine Fläche etwa von der Größe des Bodensees. Die Stadt Kiautschou selbst gehörte nicht dazu; sie lag in einer die deutsche Kolonie umgebenden neutralen Zone. Mit Tsingtau wurde eine moderne Stadt mit Werft, einem Bahnhof, Fabriken und einer Universität errichtet.

Ein deutsches Postamt gab es in der Region bereits seit dem 26.Januar 1898. Mit Fertigstellung der Eisenbahnlinie Tsingtau – Tsinan 1904 war Kiautschou über die Transsibirische Eisenbahn in einer Reisezeit von knapp zwei Wochen von Deutschland aus zu erreichen. Zum Ende der Kolonialzeit wies Tsingtau eine Einwohnerzahl von über 55.000 Menschen auf; insgesamt lebten in dem Pachtgebiet etwa 200.000 Bewohner. Noch heute ist die Altstadt Qingdaos von Architektur im deutschen Stil geprägt, und das seinerzeit eingeführte Bierbrauen spielt eine wichtige wirtschaftliche Rolle.

Sammelgebiet Kiautschou

Spezialisten sehen den Beginn des Sammelgebietes bei Vorläufern mit Entwertungen mit der Inschrift „KAIS. DEUTSCHE MARINE-SCHIFFSPOST“, die für die Besetzung von Kiautschou vom 14.11.1897 bis zur Errichtung der Postagentur am 26.1.1898 verwendet wurden. Vorläufer sind danach auch Stempel mit der Inschrift „TSINTANFORT MARINE-FELDPOST“ bzw. ab Mai 1898 nur noch „TSINTANFORT“. Im Michelkatalog beginnen die Vorläufer mit der Krone/Adler-Serie der Reichspost und Stempeln „KIAUTSCHOU“, „TSINGTAU“, „TSINTAU“ oder einer Kombination daraus. Anfang 1898 waren in Kiautschou auch schon Freimarken der Deutschen Post in China in Gebrauch. Deshalb weist der Michelkatalog insgesamt 14 Marken als Vorläufer aus. Weitere 12 Hauptnummern der „Pfennig“-Marken sind als Mitläufer katalogisiert.

Eigene Marken für Kiautschou, die sog. Tsingtau-Ausgabe, entstanden ab Mai 1900, als Marken der Deutschen Post in China aus der Missionsdruckerei Tsingtau, die einen schwarzen Aufdruck mit einem geänderten 5-Pfennig-Wert erhielten. Hinzu kamen im Januar 1901 die Reichspostausgaben mit dem Kaiseryachtmotiv und der Inschrift Kiautschou sowie dem Pfennig- bzw. Markportobetrag. Bei der Ausgabe der Hohenzollernyacht im Oktober 1905 änderte sich insbesondere die Währungsangabe, die nun auf Cent und Dollar lautete. Schließlich kamen auch noch die geänderten Reichspostmarken im Friedens- und im Kriegsdruck in Gebrauch. Insgesamt sind somit 37 Hauptnummern eigener Marken der Pachtregion bei Michel katalogisiert. Die Gültigkeit aller Marken endete am 7.11.1914.

Viele Marken des Sammelgebietes Kiautschou sind relativ selten. Begehrte Raritäten dabei sind die sog. „2. Tsingtau-Ausgabe“ mit einem zusätzlichen Handstempelaufdruck und die 2 ½ -Dollar-Marke der Kaiseryacht von 1905.

Zuschläge: Kiautschou

1905, Ausgabe ohne Wz. 2½ $ gezähnt 25:16, mit zentrisch aufgesetztem "TSINGTAU a 10/5 06" auf kleinem Briefstück
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 1.350,-


Ohne Wasserzeichen: 1½ $, 26:17 Zähnungslöcher, farbfrisch und gut gezähnt mit sauberem Stempel "TSINGTAU 8/5 06" auf Briefstück
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 460,-


1 Dollar auf 3 C. mit blauem Datumsstempel von Kiaochow auf etwas größerformatigem Maus-R-Brief mit Kiautschou 1901, 5 Pfg., 10 Pfg. und 25 Pfg. mit Stempel "TSINGTAU 28/3 04" nach Lichtenthal mit Ankunftsstempel, selten
357. Heinrich Köhler-Auktion (2014)

Zuschlag: EUR 11.000,-