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Kamerun

Die Republik Kamerun ist ein seit 1960 unabhängiger Staat im westlichen Zentralafrika mit heute etwa 28 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von der 1,3-fachen Größe Deutschlands. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren es deutsche Handelshäuser und Forschungsreisende, die die ersten deutschen Kontakte in die Region hatten. Daraus ergab sich die Entsendung eines kaiserlichen Kommissars des Deutschen Reiches im Juli 1884, dem es gelang, mit den Führern der ansässigen Ethnie der Duala einen „Schutzvertrag“ für ihr Gebiet zu unterzeichnen. So wurde am 14.7.1884 vor Ort die Reichsflagge gehisst und damit das „Schutzgebiet Kamerun“ etabliert. Anfangs hatte es eine Fläche in etwa von der Größe des heutigen Kamerun. 1911 erweiterte sich das Gebiet durch Annexionen beträchtlich.

Die Geschichte der Kolonie ist von Gewalt geprägt, die insbesondere von den kaiserlichen Schutztruppen gegen die Duala und benachbarte Ethnien ausging. Bereits damals waren diverse militärische Aktionen zur Niederschlagung von Unruhen, aber auch allgemein die Behandlung der einheimischen Bevölkerung sowie die praktizierte Sklavenhaltung, umstritten.

Andererseits sorgte die Kolonialverwaltung für eine Modernisierung im Kolonialgebiet. Es gab Investitionen in das Schul- und Gesundheitswesen, aber auch in die Infrastruktur der Kolonie. So wurde 1889 die heutige Hauptstadt Yaoundé als deutsche Forschungsstation Jeundo im Inland gegründet und zum Verwaltungszentrum entwickelt. An der Küsten wurden moderne Hafenanlagen errichtet, so dass verschiedene Schifffahrtslinien einen regelmäßigen Überseeverkehr wie auch Küstendienst abwickeln konnten. Die Anbindung des Inlands geschah per Schiene und Straße. Im Vergleich zu den Streckennetzen der großen Kolonien Deutsch-Ostafrika und -Südwestafrika nahm sich das Kameruner Bahnnetz allerdings vergleichsweise bescheiden aus. Die erste Postanstalt in Kamerun wurde am 1.2.1887 in Duala eröffnet. 1911 bestanden dann bereits 37 Post- und 11 Telegrafenanstalten.

Wirtschaftlich war der Export von Agrarprodukten dominierend, die auf Plantagen rund um den Kamerunberg herum erzeugt wurden. Insbesondere waren das Palmöl, Kautschuk, Kakao, Gummi und Bananen. Tatsächlich überstiegen jedoch am Vorabend des Ersten Weltkriegs die Importe die Exporterlöse, so dass die Kolonie Kamerun dem Deutschen Reich auch ökonomisch zunehmend Verluste einbrachte. Die Währung in der Kolonie waren Mark und Pfennig.

Nur etwa zwei Jahre konnten die Schutztruppen im Ersten Weltkrieg dem Angriff alliierter Verbände aus Belgien, Großbritannien und Frankreich widerstehen. Am 18.2.1916 ergab sich der Großteil der Schutztruppe auf dem benachbarten spanischen Herrschaftsgebiet. Aufgrund des Versailler Vertrages wurde das Kolonialgebiet 1919 zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt.

Sammelgebiet Kamerun

Wie üblich wurden auch in Kamerun zunächst die aktuellen Freimarken der Reichspost verwendet, die nur anhand der Abstempelung „KAMERUN“ oder „KAMERUN-GEBIET“ als Kolonialpost erkennbar waren. So beginnt auch das Sammelgebiet Kamerun mit Vorläufern auf den „Pfennig“-Marken der Reichspost. Insgesamt weist der Michelkatalog 13 Vor- und 6 Mitläufer aus. Die eigenen Freimarken der Kolonie sind die „Krone/Adler“-Serie mit dem einzeiligen schwarzen Schrägaufdruck „Kamerun“ ab April 1897. Ab November 1900 erhielt Kamerun zeitgleich mit dem benachbarten Togo die Kolonialausgaben mit dem Motiv der Kaiseryacht „Hohenzollern“ und der Inschrift des Landesnamens. Insgesamt weist der Michelkatalog 25 Hauptnummern für eigene Marken der Kolonie aus, die letzten 6 in Friedens- und Kriegsdruck. Danach gibt es allerdings noch 13 Freimarken, die nach der Besetzung durch belgische, britische und französische Streitkräfte ab August 1914 mit dem Aufdruck „C.E.F.“ sowie dem Tarif in Pence (d) oder Shilling (S) verwendet wurden.

Die gestempelten Shillingwerte dieser Serie sind selten und gesucht. Eine noch größere Rarität ist die senkrecht halbierte 20-Pfennig-Freimarke der Kaiseryacht, die am 19.5.1911 in Longli mit dem Dienstsiegel versehen und unbeanstandet befördert wurde. Keine andere bekannte Halbierung ist ein gültiges Postwertzeichen.

Für das Sammelgebiet gibt es ferner 3 Markenheftchen, 14 Markenheftchenblätter und 24 Zusammendrucke. Viele davon sind selten und hochpreisig.

Zuschläge: Kamerun

20 Pfg. diagonal halbiert (obere Hälfte), 5 Pfg. bläulichgrün und 25 Pfg. gelblichorange je mit Stempel "KAMERUN 3.10.98" als portogerechte Frankatur auf R-Brief
367. Heinrich Köhler-Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 4.400,-


1911, Longji-Provisorium 20 Pfennig senkrecht halbiert, rechte Hälfte mit sauberem Stempel "LONGJI 19.5 11" auf Brief der Pagenstecher-Korrespondenz nach Berlin
367. Heinrich Köhler-Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 1.800,-


1905/19, Schiffsausgabe mit Wasserzeichen: 5 M. grünschwarz/karminrot im senkrechten 6er-Block, farbfrisch und gut gezähnt in guter Bedarfserhaltung, der rechte obere Wert mit winzigem Flachriß, leicht gestempelt "DUALA 24.2.14"; eine sehr seltene Einheit, mit aller Wahrscheinlichkeit von einer Nachweiskarte für Träger- und Zollgebühren stammend, u.a. sign. Bloch mit Fotoattest sowie Fotoattest R. Steuer BPP
341. Heinrich Köhler-Auktion (2010)

Zuschlag: EUR 6.200,-