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Genf

Die ersten Genfer Briefmarken erschienen am 30. September 1843

Nach dem Sturz Napoleons wurde Genf am 6. April 1815 als 22. selbstständiger Kanton wieder mit der Schweiz vereinigt. Das aristokratische Regime hielt sich bis zur liberalen Revolution vom 7. Oktober 1846. Im folgenden Jahr 1847 gab sich Genf eine neue Kantonsverfassung und stimmte 1848 der neuen Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu. In diesen Jahren wandelte sich Genf zu einer modernen Stadt. Festungswerke  wurden abgetragen, neue Straßen, Quais und großartige öffentliche Gebäude errichtet.

5-Centimes-Briefmarken als Doppelgenf

Nur wenige Monate nach der erfolgreichen Einführung von Postwertzeichen im Kanton Zürich gab der Kanton Genf auf Beschluss des Staatsrates am 30. September 1843 eigene Briefmarken heraus. Die 5-Centimes-Briefmarken waren als Doppelstücke (sog. Doppelgenf ) zu jeweils 10 Centimes im Bogen angeordnet. Das 10-Centimes-Paar galt für einen Brief bis zu einem Gewicht von einer Unze innerhalb des Kantons Genf. Eine einzelne Marke (sog. Halbe Doppelgenf ) reichte für das 5-Centimes-Briefporto innerhalb der Stadt oder Gemeinde.

Ermäßigtes 5 Centimes-Porto im Kanton Genf

Am 1. April 1845 wurde das Briefporto im gesamten Kanton Genf auf 5 Centimes ermäßigt, so dass die 10 Centimes Doppelgenf-Marken als Halbe Doppelgenf-Marken zu jeweils 5 Centimes aufgebraucht wurden.

Marke Grosser Adler für 5-Centimes-Einheitsporto

Ab dem 1. April 1845 galt im Kanton Genf eine einheitliche Brieftaxe. Die Beförderung von Briefen mit weniger als 3 Unzen Gewicht kostete nun für das gesamte Kantonsgebiet nur noch 5 Centimes. Hierfür wurde 1845 der sogenannte Kleine Adler mit der Inschrift Port Cantonal herausgegeben. Ende 1846 erfolgte die Nachlieferung der 5-Centimes-Marken mit dem Motiv Grosser Adler mit der neuen Zeichnung. Bei einer weiteren Nachlieferung im August 1848 lieferte die Lithographie Schmid die Grosser Adler-Briefmarken auf dunkelgrünem statt auf gelbgrünem Markenpapier.

Briefumschläge mit eingedrucktem Postwertzeichen

Nach dem Vorbild Englands verkaufte die Genfer Kantonalspost ab Februar 1846 Briefumschläge mit eingedrucktem Postwertzeichen zu 5 Centimes. Insgesamt wurden 10.000 Umschläge in drei verschiedenen Formaten produziert. Da die Bevölkerung die Umschläge kaum annahm, ist ihre Verwendung sehr selten.

Eingedruckte Marken auch ausgeschnitten gültig

Die Bevölkerung akzeptierte die Genfer Briefumschläge mit eingedruckter Marke nur bedingt. Es war daraufhin ab 1. Juni 1849 erlaubt, die Wertzeichen auszuschneiden und wie normale Briefmarken zu verwenden.

Von Waadt 4 über Waadt 5 zur Neuenburg

Der Kanton Genf hatte sich schon vor den Berner Anordnungen entschlossen, lokale Briefe zu herabgesetzten Taxen zu befördern. Zu diesem Zweck erschien am 22. Oktober 1849 ein Postwertzeichen zu 4 Centimes für das lokale Briefporto, die sog. Waadt 4.

Nachdem die eidgenössischenVerordnungen in Januar 1850 einen einheitlichen Lokaltarif von 5 Centimes vorsahen, ersetzte die Genfer Postverwaltung am 22. Januar 1850 die Waadt 4 durch die neue Waadt 5. Die Waadt 4 blieb allerdings weiterhin gültig und konnte als 5-Centimes-Frankatur verwendet werden.

Der 9. August 1850 markierte das Ende der vom Kanton Genf herausgegebenen Briefmarken. An diesem Tag erschien eine neue  5-Centimes-Briefmarke, die sog. Neuenburg. Sie war wie ihre Vorgängerinnen für die lokale Briefzustellung bestimmt. Die Genfer Bevölkerung bevorzugte die 5-Centimes-Neuenburg gegenüber der kurz zuvor erschienenen Bundesmarke Poste Locale mit der alten Schweizer Währungsangabe 2 ½ Rappen (= 3,57 Centimes).

Zuschläge: Genf

1843, Doppelgenf 5 C.+5 C. auf lebhaftgrünlicholiv, sehr schön farbfrisch und breit- bis überrandig geschnitten mit sauber aufgesetzter roter Rosette nicht mehr ursprünglich haftend auf Briefstück mit nebengesetzem DKr. "GENEVE 9 JANV 45", ein besonders dekoratives Briefstück dieser beliebten Alt-Schweiz Rarität, Fotoattest Neumann BPP (2018)
367. Heinrich Köhler-Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 12.000,-


1843, Doppelgenf 5 C. + 5 C. auf lebhaftgrünlicholiv, sehr schön breitrandig und farbfrisch, besonders schön entwertet durch zentrisch leicht und sauber aufgesetzte rote Rosette; unten rechts winziger Vortrennschnitt außerhalb der Randlinie; ein tadelloses Exemplar dieser seltenen Marke, sign. MarkenMüller und Fotoattest von der Weid
339. Heinrich Köhler-Auktion (2010)

Zuschlag: EUR 12.500,-


1848, Großer Adler 5 C. dunkelgrün, sehr schön farbfrisch fast überall deutlich voll- bis breitandig geschnitten, lediglich die rechte Marke ist unten winzig entlang der vollständig erhaltenen Randlinie geschnitten, kleiner Trennschnitt zwischen den Marken, sauber mit einmal leicht übergehender roter dritter Genfer Rosette auf vollständigem Faltbrief nach Carouge mit nebengesetztem rotem Aufgabe EKr. "GENEVE 2 JANV 50 8½S", der Faltbrief insgesamt sehr frisch mit zwei unbedeutenden kleinen Papierfehlern oben und rechts sowie vorderseitig angebrachter Ziffer "5". Ein ganz ursprünglicher, sehr dekorativer und insgesamt überdurchschnittlich erhaltener Brief dieser seltenen, jetzt erst in fünf Stücken bekannten, Frankatur, vermutlich vom effektivem Letztag der Übergangsperiode! Signiert Richter und ausführliches Fotoattest Neumann BPP (2018) Seit dem 1. März 1844 wurden die auf 5 Centimes Nominale lautenden Genfer Briefmarken mit 20% Rabatt verkauft, um deren Verwendung zu fördern - so kosteten also mit Briefmarken frankierte Ortsbriefe effektiv nur 4 Centimes, während das Porto 5 Centimes betrug und Briefe innerhalb des Kantons lediglich 8 statt 10 Centimes. Zum 1. Oktober 1849 wurde die Lokaltaxe offiziell auf 4 Centimes und die Brieftaxe innerhalb des 1. Genfer Rayons sogar auf 7 Centimes reduziert; diese konnten entweder durch gänzliche oder teilweise Barzahlung beglichen werden oder aber mittels einer leichten Überfrankatur von 1 Centime, wenn zwei 5 Centimes-Marken verklebt wurden, die ja für insgesamt 8 Centimes erworben worden waren. Es ist bis heute unklar, wann genau diese kurze Übergangsperiode endete, denn schon ab dem 3. Januar 1850 sind Briefe bekannt, die nach dem anschließenden, bereits am 26. Dezember 1849 vom Bundesrat beschlossenen Tarif frankiert sind - laut Richard Schäfer (Handbuch Postgeschichte von Genf, Seite 174) ist aber auch noch ein bar bezahlter Brief mit Tax-Stempel ,,7 CS" vom 2. Januar 1850 erhalten. Somit ist es gut möglich, dass es sich hierbei um den effektiven Letzttag des bisherigen Tarifs handelt.
368. Heinrich Köhler-Auktion (2019)

Zuschlag: EUR 10.000,-