menu close

Frankreich

Nachdem Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich nach dessen Angriff auf Polen am 1.9.1939 den Krieg erklärt hatten, führte die deutsche Wehrmacht im Zeitraum 10.5. – 25.6.1940 militärisch erfolgreich einen Angriffskrieg über die neutralen Nachbarstaaten Niederlande, Belgien und Luxemburg auf Frankreich (Westfeldzug). Die Kämpfe endeten zunächst mit dem Waffenstillstandsabkommen von Compiègne vom 22. Juni, in dem Frankreich geteilt wurde. Der von deutschen Truppen besetze Teil umfasste den Norden und Westen des Landes und damit die wichtige Industrieregion sowie die gesamte Kanal- und Atlantikküste bis zur spanischen Grenze. Im November 1942 wurde auch Südfrankreich von deutschen Truppen besetzt. Die Region Elsass-Lothringen, die nach dem Versailler Friedensvertrag an Frankreich gefallen war, wurde mit dem Waffenstillstandsabkommen unmittelbar in die Verwaltungsstruktur des Deutschen Reiches integriert.

Mitte 1940 regierten unter deutscher Militärverwaltung französische Politiker das besetzte Gebiet. Der nicht besetzte Südosten wurde durch eine französische Regierung von Vichy aus verwaltet. Diese Regierung kollaborierte allerdings bisweilen mit dem Kriegsgegner. Sie konnte im Amt bleiben, nachdem deutsche Truppen auch Südfrankreich besetzt und die französische Armee entwaffnet hatten.

Von Anfang an setzten der französische Widerstand, französische Politiker im Exil in London und die Alliierten, insbesondere Großbritannien und ab Dezember 1941 die USA, alles daran, die besetzen Gebiete zurückzuerobern. Immer wieder kam es zu Partisanenanschlägen im Besatzungsgebiet und heftigen Gefechten mit militärischen Verbänden, aber erst nach der erfolgreichen Landung der Alliierten in der Normandie am 6.6.1944 gelang am 24.8.1944 die Befreiung von Paris nach einer Kapitulation der deutschen Truppen. Zu diesem Datum endete offiziell die deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg.

Sammelgebiet Frankreich

Während der Kriegshandlungen ruhte der Postverkehr in den besetzten Gebieten weitgehend. Bereits ab dem 10.8.1940 nahm jedoch die französische Landespost ihren Dienst wieder auf. Verwendet wurden weiterhin französische Marken, und es galten die französischen Postgebühren. Das Sammelgebiet beschränkt sich damit auf lokale Aushilfsausgaben, die in Dünkirchen, Lorient und St. Nazaire verwendet wurden.

Vor der Einnahme von Dünkirchen durch deutsche Truppen am 4.6.1940 konnten die Alliierten ihre Truppen in erheblicher Stärke evakuieren. Trotzdem blieben außer der Zivilbevölkerung viele Flüchtlinge, Kriegsgefangene und Fremdarbeiter zurück. Vor allem für den Kommunikationsbedarf dieser Gruppen wurden ab dem 1.7.1940 vorhandene französische Marken mit dem dreizeiligen Handstempelaufdruck „Besetztes /Gebiet / Nordfrankreich“ versehen und ausschließlich paarweise verkauft. Sie sollten bis zur Bereitschaft der Landespost am 10. August verwendet werden; tatsächlich waren Restbestände aber auch später noch in Gebrauch. Insgesamt weist der Michelkatalog 211 Hauptnummern für Provisorien von Dünkirchen aus. Sie sind durchweg selten, einige stellen besondere Raritäten dar.

Am 25.6.1940 wurde von der deutschen Wehrmacht unter anderem auch die Stadt Lorient an der Bretagneküste besetzt. Trotz heftiger Gefechte konnten die deutschen Truppen die „Festung Lorient“ als wichtigen U-Boot-Stützpunkt bis zum 10.5.1945 halten. Alle Verbindungen zum befreiten Frankreich, auch der Postverkehr, waren seit Sommer 1944 abgeschnitten. Im Dezember desselben Jahres wurde mit Hilfe des Roten Kreuzes eine Sonderregelung für den Postverkehr ausgehandelt. Zur Frankatur dieser Postsendungen dienten ab Januar 1945 französische Marken mit dem zweizeiligen Metallstempelaufdruck „Festung / Lorient“. Die insgesamt 19 verschiedenen Ausgaben sind durchweg selten; einige von ihnen sind hochpreisige Raritäten. Infolgedessen entstanden viele Aufdruck- und Stempelfälschungen, so dass nur von ausgewiesenen Prüfern bestätigte Originale erworben werden sollten.

Auch die Hafenstadt Saint Nazaire war Ende Mai / Anfang Juni 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt worden, und auch sie hatte strategische Bedeutung für die Reichs-Marine. Nach fast vollständiger Zerstörung der Stadt durch alliierte Bombenangriffe am 28.1.1943 wurden die französische Bevölkerung und die Verwaltung weitgehend evakuiert, während die deutschen Truppen das Festungsgelände bis zur Kapitulation am 8.5.1945 hielten. Auch ein Postverkehr wurde aufrechterhalten. Wegen Knappheit der französischen Briefmarken gab die Handelskammer der Stadt provisorisch am 9.4.1945 2 Freimarken heraus, die noch postalisch gültige Verwendung fanden. Eine Einschreibemarke hat sich als Privatausgabe herausgestellt.

Zuschläge: Frankreich

50 C. und 2 Fr. jeweils im waagerechten Kehrdruckpaar mit Kleinbogenrändern an drei Seiten, sauber gestempelt, Marken tadellos, sign. Brun
375. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 480,-


1940, 40 C. mit Aufdruck in Type II, rückseitig mit Tageststempel, sauber ungebraucht
375. Heinrich Köhler-Auktion (2020)

Zuschlag: EUR 240,-