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Die Weimarer Republik (November 1918 bis Ende Januar 1932)

Am 9.11.1918 hatte Reichskanzler Max von Baden nicht nur die Abdankung des Kaisers verkündet und sein Amt Friedrich Ebert übertragen, sondern einer seiner Staatssekretäre proklamierte vom Reichstagsgebäude aus auch die Republik. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits Verhandlungen mit den Alliierten über einen Waffenstillstandsvertrag geführt, welcher auf Drängen von Ebert am 11.11.1918 vereinbart wurde.

Dem Ende der Monarchie im Deutschen Reich folgten turbulente Wochen und Monate. Wahlen zur Nationalversammlung am 19.11.1919 bestimmten ihre Zusammensetzung als verfassungsgebendes Organ und bestätigten Ebert als Reichskanzler. Dennoch kam es an zahlreichen Stellen im Reichsgebiet zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen. So auch in Berlin, weshalb die Nationalversammlung am 6.2.1919 nicht in der Hauptstadt zusammentrat, sondern bis Ende September nach Weimar auswich. Dort war es, wo die Nationalversammlung im Juni dem Friedensvertrag notgedrungen zustimmte und Ende Juli die neue Verfassung verabschiedete.

Am 28.6.1919 wurde der Friedensvertrag im Schloss von Versailles unterzeichnet; wirksam wurden alle Regelungen per Januar 1920. Damit erkannten das Deutsche Reich und seine Verbündeten die alleinige Kriegsschuld an, womit nennenswerte Gebietsabtretungen und immense Reparationszahlungen verbunden waren. So verlor das Deutsche Reich Posen, das Warthe Land, Westpreußen und Oberschlesien an Polen, das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei, Nordschleswig an Dänemark, Eupen und Malmedy an Belgien und Elsass-Lothringen an Frankreich. Zudem büßte das Deutsche Reich nun auch de iure alle Kolonien ein.

Für einige Gebiete wurden spätere Volksabstimmungen zur Entscheidung über die Staatszugehörigkeit vereinbart (sog. „Abstimmungsgebiete“). Dazu gehörten Allenstein, Marienwerder, Oberschlesien, das Saargebiet und Schleswig. Völkerrechtliche Sonderregelungen wurden für Danzig, das Memelgebiet, Böhmen und Mähren, das Generalgouvernement, und das Sudetenland getroffen. Einzelheiten zu allen genannten Gebieten werden nachfolgend in eigenen Abschnitten behandelt.

Die Nationalversammlung löste sich im Mai 1920 auf. Nach den Reichstagswahlen Anfang Juni trat dann der Reichstag an die Stelle der Nationalversammlung als deutsches Parlament. Doch die junge Republik kam keineswegs zur Ruhe. Stetig verstärkten sich die politische Instabilität, die wirtschaftliche Krise und die desolate soziale Lage breiter Bevölkerungsschichten. Es folgten die schwierigen Jahre der Inflationszeit.

Erst mit der Währungsreform und der Einführung der Reichsmark Anfang Dezember 1923 gelang es der Reichsregierung, den weiteren Niedergang der Wirtschaft zu beenden, einen Aufschwung einzuleiten und die Arbeitslosigkeit einzudämmen. Zu verzeichnen waren dann sogar einige Jahre guten Wachstums, die einigen wenigen „Goldene Jahre“ brachten, die prekäre Lage der breiten Bevölkerung jedoch kaum verbesserten. So geriet die junge Demokratie durch das Erstarken extremistischer Parteien politisch in Not und schuf die Bedingungen für die Regierungsübernahme der Nationalsozialisten. Der Wunsch nach sozialem Ausgleich und einem starken Führer wuchs und bescherte der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Zulauf und eine starke Fraktion bei den Reichstagswahlen im November 1932. So endete die knapp fünfzehnjährige Epoche der Weimarer Republik am 30.1.1933 mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler.

Sammelgebiet Weimarer Republik

Das Sammelgebiet umfasst – über die Ausgaben der Inflationszeit hinaus – 141 Hauptnummern im Michelkatalog für die Frei- und Sondermarken (Nr. 338-478) sowie 31 für die Dienstmarken. Anfangs waren ferner einige Telegrafen- und Retourmarken in Gebrauch. Es ist festzustellen, dass die Ausgabepolitik der Reichspost funktional-neutrale Motive bevorzugte mit Ausnahme der Germania-Serie, die mangels verfügbarer anderer Entwürfe zunächst mit Neuausgaben des (weitgehend) unveränderten Motivs fortgesetzt wurde. Bedeutende historische Ereignisse wie der Erste Weltkrieg, die Revolution der Arbeiterschaft, die Abdankung des Kaisers, der Versailler Vertrag oder die Ausrufung der Republik, waren kein Anlass für Briefmarkenausgaben. Erst in der Schlussphase, so meint auch K.J. Wrage in einer Publikation der Deutschen Post von 1998, zeigte die Weimarer Republik in ihrer Ausgabenpolitik mit einer Gedenkmarke zum Tod von Friedrich Ebert, der Amtsnachfolge durch Paul von Hindenburg und den Länderwappen unter dem Reichsadler ein nationales Profil.

Michael Adler weist in derselben Publikation auf drei philatelistische Neuerungen in der Zeit der Weimarer Republik hin. Zum einen sind das Luftpostmarken, die mit der schnell zunehmenden Beförderung von Poststücken per Flugzeug benötigt wurden. Zum anderen waren das Zuschlagsmarken, die sich mit dem Stichwort „Wohltätigkeit“ verbanden und die Besonderheit der der immer noch bekannten „Wohlfahrtsmarken“ begründeten. Und drittens sind das Blockausgaben, nachdem die erste mit dem IPOSTA-Block 1930 erschienen war.

Auch bei diesem Sammelgebiet ist noch eine Reihe von Besonderheiten und Abarten, wie z.B. stark verschobene Wertziffern, festzustellen, die jedoch bei Michel als Druckzufälligkeiten gar nicht katalogisiert werden. Zu den Raritäten des Sammelgebietes – über die Inflationszeit hinaus – zählen postfrische ungezähnte Marken (wie z.B. MiNr. 350, 373, 392), Marken mit liegendem statt stehendem Wasserzeichen (z.B. Mi.Nr. 392Y ungebraucht, 401Y gestempelt, D 126Y postfrisch), aber auch umgekehrt, nämlich stehendes statt liegendes Wasserzeichen (MiNr. 398X, 399X, 424X, 425X), einige der sog. Elferstreifen, Marken mit seltenen Plattenfehlern (z.B. MiNr. 434I) sowie der postfrische Flugpostsatz von April 1930 und seine Plattenfehler. Gesucht ist auch der schon erwähnte IPOSTA-Block sowohl in postfrischer wie in gestempelter Erhaltung. Schließlich zählt zu den größten Seltenheiten die unverausgabte „Burg Rheinstein“ in der neuen Wertbezeichnung „Reichsmark“ statt Mark.

Ferner kamen in der Zeit der Weimarer Republik 16 Markenheftchen (MH 16-31) sowie 17 Heftchenbogen mit 37 Blättern (MHB 10-26, H-Blatt 37-73) und diversen Zusammendrucken heraus. Die frühen Markenheftchen und einige der Markenheftchenblätter der Weimarer Zeit sind ebenfalls gesuchte Raritäten. Ab 1926 wiesen einige Freimarken eine „POL-Lochung“ auf. Dabei handelte es sich um eine innerdienstliche Lochung durch Polizeibehörden. Bei seltenen Lochungen erhöhen deutliche Aufschläge den Markenwert; Raritäten sind dabei jedoch selbst bei Ganzsachen nicht.

Zuschläge: Die Weimarer Republik (November 1918 bis Ende Januar 1932)

1926, Nothilfe mit stehendem Wz., 5 Pfg. und 10 Pfg., postfrisch, Pracht, 5 Pfg. Fotobefund H.-D. Schlegel BPP
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 1.250,-


1932, Nothilfe 12+3 Pfennig mit dem seltenen Aufdruckfehler "Rdf" mit sauberem Stempel "LEIPZIG C17"; Herr H.-G. Schlegel BPP schreibt in seinem Fotoattest "Die Marke ist die seltenste Abart der Nachinflation."
340. Heinrich Köhler-Auktion (2010)

Zuschlag: EUR 11.500,-


50 Pfg. mit liegendem Wasserzeichen, sehr sauber gestempelt, Luxus, sign. A. Schlegel BPP mit Fotoattest (2003)
365. Heinrich Köhler-Auktion (2017)

Zuschlag: EUR 2.400,-