Deutsche Lokalausgaben ab 1945
Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8.5.1945 übernahmen die vier Alliierten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich die Verwaltung Deutschlands mittels des sogenannten „Alliierten Kontrollrats“. Neben den großen Entscheidungen der Siegermächte waren viele Maßnahmen zur Bewältigung des alltäglichen Lebens vor Ort zu treffen. Dazu gehörte unter anderem, den Post- und Fernmeldeverkehr so schnell wie möglich wiederherzustellen, denn das Kommunikationsbedürfnis spielte für viele Menschen im Nachkriegs-Deutschland eine entscheidende Rolle, vor allem um zu erfahren, was aus Angehörigen geworden war. So wurden vielfach die noch vorhandenen Briefmarken des Deutschen Reiches – oft mit einer Schwärzung – benutzt, in zahlreichen Orten wurden aber auch provisorische Postwertzeichen ausgegeben, die sogenannten Lokalausgaben. Dies betrifft den Zeitraum zwischen dem faktischen Kriegsende und der Herausgabe offizieller Briefmarken. Generell durften nach Anordnung der Siegermächte Marken des Deutschen Reiches spätestens Anfang August 1945 nicht mehr zur Freimachung von Postsendungen benutzt werden. Alle Lokalausgaben verloren ihre Gültigkeit nach dem 31.10.1946.
Sammelgebiet Lokalausgaben ab 1945
Insgesamt sind rund 560 Marken als Lokalausgaben für etwa 50 Orte katalogisiert. Die ersten erschienen bereits vor der Kapitulation, die meisten aber erst Ende Mai 1945 oder sogar deutlich später. Überwiegend ging es bei den Lokalausgaben um Gebührenzettel oder geschwärzte bzw. überdruckte Hitler-Marken; dazu gab es lokal auch einige Blockausgaben. Manche der Lokalausgaben waren nur wenige Tage gültig, andere mehr als ein Jahr. Über die erfassten „offiziellen“ Wertzeichen hinaus sind örtlich zahlreiche nicht-amtliche Ausgaben und Privaterzeugnisse verwendet worden. Auch diese werden von Spezialsammlern gesucht. Von den als offiziell gültig anerkannten Lokalausgaben sind viele selten, einige sogar sehr selten und hochpreisig. Mit zahlreichen Abarten und Besonderheiten zeichnet sich das Sammelgebiet durch eine besondere Vielfalt an ungewöhnlichen philatelistischen Ausgaben aus. Die Beurteilung der Echtheit fordert bis heute Prüfer und Sammler heraus.
Zuschläge: Deutsche Lokalausgaben ab 1945
Wiederaufbau-Block, großes Wappen mit 8 Pfg. schwärzlichblauviolett auf dünnem Papier, sauber mit Ersttagstempel „FINSTERWALDE 16.2.46“, Blockmaße 106,5 x 150,5 mm liegen innerhalb der Norm, tadellos, äußerst selten
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)
Zuschlag: EUR 720,-