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Deutsche Demokratische Republik

Vieles sprach nach dem Zweiten Weltkrieg dafür, dass Deutschland innerhalb neuer Grenzen als eine Nation weiterbestehen würde. Die Überlegungen der vier Siegermächte dazu divergierten untereinander jedoch zunehmend, und mehr und mehr gingen der westliche und der östliche Teil Deutschlands ordnungspolitisch unterschiedliche Wege. Den Währungsreformen im Westen und im Osten im Juni 1948 folgte auch die politische Spaltung mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23.5.1949 im Westen und der Entstehung der Deutschen Demokratischen Republik am 7.10.1949 im Osten. In der DDR folgte das politische System dem der Sowjetunion mit einer sozialistischen Einheitspartei ohne freie Wahlen, und auch in der Ökonomie vollzogen sich schnell die Abschaffung des Privateigentums zugunsten des Gemeineigentums und die Steuerung durch eine Planwirtschaft anstelle von Marktmechanismen.

Vorrangiges Ziel der Regierung der DDR war der Wiederaufbau eines politisch, militärisch und wirtschaftlich starken Mitglieds im Bund der sozialistischen Bruderländer und die internationale Anerkennung als eigenständiger Staat. Auf allen Gebieten wollte man dem westdeutschen demokratischen und kapitalistischen System eine erfolgreiche Alternative entgegensetzen. Tatsächlich fiel der Wettbewerb der Systeme jedoch immer stärker zugunsten Westdeutschlands aus.

Die Staatsgrenze wurde gegen die Abwanderung der eignen Bevölkerung zunehmend gesichert. Die wachsende Devisenlücke führte zur Produktion für den Export zulasten der Versorgung der eigenen Bevölkerung, aber auch zu dubiosen Handelsgeschäften wie die mit Kopfgeldeinnahmen für politische Gefangene, dem Verkauf von Pflastersteinen oder auch der Ausgabe von Sperrwerten bei Briefmarkensätzen.

Zweifellos verbesserte sich der Lebensstandard der Bevölkerung der DDR im Laufe der Jahre gerade auch im Vergleich zu den sozialistischen Nachbarländern. Trotzdem musste die Regierung lange Zuflucht zu repressiven Maßnahmen nehmen, um den Unmut der Menschen nicht zum Ausbruch kommen zu lassen. Erst Anfang der siebziger Jahre wurde durch die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition in der Bundesrepublik eine vorsichtige Normalisierung der Verhältnisse in die Wege geleitet. Das setzte sich fort mit dem Vertragswerk über die „Grundlagen der Beziehungen“ vom 3.9.1971. Aber erst die „Perestroika“-Öffnungspolitik des sowjetischen Präsidenten Gorbatschow ermöglichte die „Friedliche Revolution“ der DDR-Bevölkerung sowie den „Fall der Mauer“ und die „Wende“ im Herbst 1989. Freie Wahlen fanden in der DDR am 8.3.1990 statt, danach am 1.7.1990 die Währungsunion mit der Bundesrepublik mit der westdeutschen Mark als gemeinsames Zahlungsmittel. Mit dem Beitritt der Neuen Bundesländer zur Bundesrepublik vollzog sich schließlich zum 3.10.1990 die Wiedervereinigung Deutschlands; damit endete die rund vierzigjährige Existenz der DDR.

Sammelgebiet DDR

Die DDR ging unmittelbar aus der Sowjetischen Besatzungszone hervor. Insofern sind die Briefmarkenausgaben der SBZ als „Vorläufer“ der DDR anzusehen. Die erste DDR-Ausgabe erschien am 9.10.1949, die letzte am 2.10.1990. Insgesamt sind in der DDR also etwa 3.120 Frei- und Sondermarken herausgegeben worden, was die Ausgabepolitik der DDR – etwa im Vergleich zur westdeutschen Post im selben Zeitraum mit ca. 1.365 Ausgaben – als vergleichsweise exzessiv erscheinen lässt. Hauptgründe seitens der DDR-Post dafür waren finanzieller und propagandistischer Natur. Hinzu kamen fast 100 Blockausgaben, 10 Markenheftchen mit 21 Heftchenblättern und 25 Zusammendrucken; ferner als Dienstmarken 41 Ausgaben für die sog. „Verwaltungspost B“, 31 für den Zentralen Kurierdienst (ZKD), 60 als Laufkontrollzettel des ZKD, 3 für vertrauliche Dienstsachen (VD) sowie 2 für Sendungen mit Zustellungsurkunde. Schließlich sind auch noch einige Einschreibemarken ausgegeben worden.

Zwar änderte sich die Motivwahl der DDR-Post im Laufe der Jahre merklich, aber es überrascht nicht, dass sie sich trotzdem entscheidend von der der Bundesrepublik abhob. Gemeinsam im Osten und im Westen Deutschlands waren als Themen das Gedenken an bedeutende deutsche Wissenschaftler, Erfinder und berühmte Kunstschaffende oder auch philatelistische Ereignisse. Ebenfalls würdigte man philatelistisch in beiden Teilen Deutschlands große Sportereignisse. Charakteristisch für die DDR-Briefmarken waren dann aber Ausgaben zur Freundschaft mit sozialistischen Bruderländern, insbesondere der Sowjetunion, zur Ehrung marxistisch-leninistischer Führer, zum Gedenken an „antifaschistische Kämpfer“ und an Meilensteine der Arbeiterbewegung. Hinzu kamen Ausgaben zu Jahrestagen der Einheitspartei SED und zur Erfüllung der Jahrespläne.

Das umfangreiche Sammelgebiet weist einige seltene Ausgaben auf. Zu nennen sind insbesondere Ersttagsbriefe der Brecht-Ausgabe von 1957 mit dem falsch geschriebenem Vornamen „Bertold“; die 1958 am Ausgabetag zurückgezogene Gedenkmarke zur Novemberrevolution; Briefe und Karten mit Ausgaben zur „Solidarität mit Vietnam“, die im Zeitraum 1966-73 von der Bundespost oft nicht akzeptiert und zurückgeschickt wurden; die drei verausgabten Marken zu den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 1984 sowie schließlich die „Belegstücke“ für die Marke zur Leipziger Frühjahrsmesse 1991, die aber nicht mehr erschienen sind.

Zweifellos ist das Sammlerinteresse an der DDR-Philatelie zurückgegangen. Gleichwohl ist für das Sammelgebiet insgesamt festzustellen, dass eine DDR-Briefmarken- und Beleg-Sammlung spannende zeitgeschichtliche Einblicke gewährt. Sie dokumentiert hervorragend die Welt des „Kalten Krieges“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und veranschaulicht den Hintergrund für auch aktuell noch geführte gesellschaftspolitische Ost-West-Diskussionen.

Zuschläge: Deutsche Demokratische Republik

1952/53, Köpfe 10 Pfg. bläulichlichgrün auf gewöhnlichem Papier mit Wasserzeichen 2 YI, gestempelt, einwandfrei, sehr seltene Variante
376. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 1.150,-


Los Angeles-Block 85 Pfg., postfrisch, tadellos, einer der großen DDR-Seltenheiten, unsigniert mit Fotoattest Paul BPP (2008) (Mi. 24.000,-)
367. Heinrich Köhler- Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 9.500,-


20 Pfg., rechts Randstück in Zeichnungstyp 1 und Wasserzeichen XI, einige teils unbedeutend verkürzte Zähne, postfrisch, die seltenste DDR-Dienstmarke, sign. v. Heintze und Fotoattest Weigelt sowie König BPP
353. Heinrich Köhler- Auktion (2013)

Zuschlag: EUR 4.400,-