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Deutsche Auslandspostämter und Kolonien

Der Michelkatalog fasst in seinem gleichnamigen Abschnitt zwei Gruppen von Briefmarkenausgaben zusammen. Zum ersten sind das deutsche Auslandspostanstalten in politisch selbständigen Ländern, in denen kein eigenes, staatlich organisiertes oder dem Weltpostverein angeschlossenes Postsystem bestand. Konkret geht es um dieDeutsche Post in China, dieDeutsche Post in Marokkosowie dieDeutsche Post in der Türkei.

Die zweite Gruppe sind die Postanstalten in den Deutschen Kolonien. Das sind die Besitzungen des Deutschen Reichs in Übersee, die aufgrund von Pacht- oder Kaufverträgen sowie aufgrund von „Schutzverträgen“ erworben worden sind.

Ein Postverkehr zwischen Deutschland und ausländischen Destinationen hat eine lange Geschichte. Im 19. Jahrhundert hatte die Reichs-Postverwaltung mit deutschen und ausländischen Schifffahrtsgesellschaften die Beförderung von Briefen und Paketen vereinbart. In Regionen, wo es ein hohes Postaufkommen gab, mussten eigene deutsche Posteinrichtungen geschaffen werden. Anfangs waren es Kaufleute, Konsulatsangehörige oder Angehörige der Schutztruppe, die den Postdienst leisteten. Dann wurden deutsche Postämter im Ausland eingerichtet und auch Postbeamte entsandt. Die erste deutsche Postanstalt in Afrika wurde am 1.2.1887 in Kamerun eingerichtet. 1988 folgte die Postagentur in Lamu In Deutsch-Ostafrika und danach entstanden Postanstalten an weiteren Standorten in Afrika und in der Südsee.

Neben den Postanstalten in den Schutzgebieten unterhielt die Reichs-Postverwaltung auch Posteinrichtungen in verschiedenen ausländischen Staaten. So eröffnete die Norddeutsche Bundespost bereits 1870 ein Postamt in Konstantinopel; später kamen Postanstalten in Jaffa, Beirut, Smyrna und Jerusalem hinzu. In Nordafrika wurde für den Postverkehr mit Marokko 1899 ein deutsches Postamt in Tanger eingerichtet, dem Postagenturen in weiteren Städten wie Casablanca und Rabat unterstanden.

Nach der Reichsgründung stiegen der überseeische Handel und Postverkehr beträchtlich an, so dass sich die Reichsregierung zur Einrichtung staatlich geförderter Dampferlinien entschloss. So entstand die Deutsche Ostafrika-Linie, und Reichspostdampfer unterhielten auch Verbindungen Ostasien, Australien und Südwestafrika. Im August 1886 erreichte der erste Reichspostdampfer Shanghai, wo dann auch eine deutsche Postagentur eröffnet wurde.

Sowohl für die Auslandspostämter wie auch für die Postanstalten in den Schutzgebieten finden sich sog. Vor- und Mitläufer. Unter Vorläufern sind gemäß Michelkatalog Postwertzeichen der Deutschen Reichspost (bzw. im Fall der Türkei auch der Norddeutschen Post) zu verstehen, „die bei den deutschen Postanstalten im Ausland sowie der Kolonien ohne besondere Kennzeichnung bis zur Ausgabe eigener Ausgaben in Verwendung waren“ und nur durch ihre Abstempelung als Auslands- bzw. Kolonialmarken zu identifizieren sind. Unter Mitläufern sind gemäß Michelkatalog dieselben Postwertzeichen zu verstehen, die noch gültig verwendet wurden, während es bereits die „ersten eigenen, besonders gekennzeichneten Marken eines jeden Gebietes“ gab.

Eine Besonderheit dieses Sammelgebietes ist ferner der Schaltersatz. Dabei handelt es sich laut Michelkatalog um „147 ungebrauchte Werte der Deutschen Kolonien und Auslandspostämter, die noch von 1914 bis 1919 am Sammlerschalter in Berlin zu haben waren“, zum großen Teil aber nicht an den Postschaltern der Kolonien verkauft worden sind.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zum Thema der „Deutschen Post im Ausland“ schließlich noch die „Deutsche Schiffspost im Ausland“ mit den Teilgebieten „Deutsche Seepost“ und „Deutsche Marine-Schiffspost“ zu zählen ist. Nach den Bestimmungen des Weltpostvereins ging es dabei um Schiffspost mit dem „Charakter eines im Ausland befindlichen Postamtes des Heimatlandes“. Eine „Deutsche Seepost“ bzw. „Deutsche Schiffspost“ gibt es seit dem 30.6.1886.

In der Darstellung des Sammelgebietes folgen wir der Systematik des Michelkatalogs, der weder eine chronologische noch eine geographische Gliederung wählt, sondern eine alphabetische. Diese Gliederung wird dem/der interessierten Sammler*in einen schnellen Abgleich mit dem Michelkatalog erleichtern.