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Deutsch-Südwestafrika

Das „Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika“ lag auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia. Die Ausdehnung der Kolonie machte das Eineinhalbfache der Fläche des Deutschen Reiches aus; die Zahl seiner Einwohner betrug 1913 rund 200.000.

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es nur wenige europäische Siedler, Missionare und Händler, die im Inland der Region lebten. Das änderte sich, als der deutsche Tabakhändler Lüderitz am 1.5.1883 die dann nach ihm benannte Bucht und ihr Hinterland käuflich erwarb. In einem Telegramm von April 1884 teilte Reichskanzler Bismarck dem deutschen Konsul in Kapstadt mit, dass „Lüderitzland“, ein deutlich größeres Gebiet als das ursprünglich erworbene, nunmehr unter dem Schutz des Deutschen Reiches stehe. Das wurde durch eine offizielle Flaggenhissung in der Lüderitzbucht am 7.8.1884 sichtbar gemacht. Bismarck ernannte für die Region einen kaiserlichen Generalkonsul und Kommissar für „Deutsch-Westafrika“, der den ersten Schutzvertrag mit dem Häuptling der Nama abschloss. Sein Nachfolger setzte dies mit anderen Ethnien fort. Mit dem „Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika“ war eine weitere Kolonie des Deutschen Reiches entstanden.

In der Folgezeit erwarb die von Lüderitz gegründete „Deutsche Kolonialgesellschaft“ zugunsten der Kolonie umfangreiche angrenzende Gebiete. Einen weiteren Zuwachs erfuhr der Besitz durch Gebietsübertragungen der Briten aufgrund des Helgoland-Sansibar-Vertrages vom 1.7.1890. Schon bald wurde die Festung „Groß Windhuk“ errichtet und die Schutzgebietsverwaltung dorthin verlegt. Um sie herum entstand eine bedeutende Ansiedlung, die heute als „Windhoek“ auch die Hauptstadt Namibias ist.

Ähnlich wie in „Deutsch-Ostafrika“ kam es im Schutzgebiet Südwestafrika immer wieder zu Aufständen und Unruhen der einheimischen Bevölkerung. Als besonders grausam und verlustreich erwies sich der Kampf gegen die Herero und die Nama zwischen 1904 und 1907, der heute von einigen Historikern als „Völkermord“ eingestuft und juristisch aufgearbeitet wird.

Vergleichsweise friedlich verliefen die Jahre 1908 bis 1914. Im Laufe der Zeit hatte sich eine nennenswerte Anzahl deutschen Siedler in der Kolonie niedergelassen, die vorwiegend von der Land- und Viehwirtschaft lebten. In der Infrastruktur investierte die Kolonialverwaltung vorrangig in den Eisenbahnbau. An Rohstoffen wurden insbesondere Diamanten gefunden und von der Deutschen Kolonialgesellschaft ausgebeutet. Das erste Postamt öffnete im Juli 1888 in Otyimbingue. Bis 1913 entstanden in Deutsch-Südwestafrika 102 Post- und Telegraphenanstalten. Kleinere Postagenturen wurden oft nebenbei von Bahnbeamten oder Polizisten betrieben. Ferner entwickelte sich ein modernes Netz von Fernmeldeverbindungen, bei dem auch die neue Technologie der „Heliographie“ zur Übertragung von Telegrammen zum Einsatz kam. Die Währung in der Kolonie waren Mark und Pfennig.

Der Erste Weltkrieg erreichte die Kolonie im September 1914, als südafrikanische Truppen die Lüderitzbucht besetzten. Nach und nach fielen auch die übrigen Gebiete in die Hände der südafrikanischen Armee, bis die deutschen Truppen schließlich im Juli 1915 kapitulierten. Formal wurde das Ende von „Deutsch-Südwestafrika“ mit der mandatierten Verwaltung des Kolonialgebietes durch die Südafrikanische Union aufgrund des Versailler Vertrags 1919 besiegelt.

Sammelgebiet „Deutsch-Südwestafrika“

Nachweise zur Verwendung von deutschen Reichspostmarken in Deutsch-Südwestafrika existieren seit dem 16.7.1888, dem Tag der Öffnung der Postagentur in Otyimbingue. Insgesamt 13 Hauptnummern für Vorläufer und 6 für Mitläufer verzeichnet der Michelkatalog. Im Mai 1897 wurden die ersten eigenen Marken der Kolonie gültig, die Krone/Adler-Serie mit dem zweizeiligen schwarzen Schrägaufdruck des Landesnamens in drei Wörtern. Ab 1901 gab es auch für Deutsch-Südwestafrika Freimarken mit den Kaiseryachtmotiven und dem Landesnamen in der Inschrift. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die Kolonie von allen Außenverbindungen abgeschnitten, und so gelangten auch keine weiteren Ausgaben der Reichspost mehr in das Schutzgebiet. Feldpostkorrespondenz ist bis zum 9.7.1915 zu finden. Insgesamt sind zusätzlich zu den Vor- und Mitläufern 32 Hauptnummern für Deutsch-Südwestafrika im Michelkatalog ausgewiesen. Für das Sammelgebiet gibt es ferner 3 Markenheftchen, 14 Markenheftchenblätter und 24 Zusammendrucke. Viele davon sind selten und hochpreisig.

Raritäten des Sammelgebiets sind die beiden unverausgabten Adler/Krone-Marken zu 25 und 50 Pfennig in trotzdem existierender gebrauchter Erhaltung. Rar und kurios zugleich ist ein Papierkragen, der von einem deutschen Afrikareisenden 1899 als Postkarte nach Deutschland benutzt und postalisch korrekt frankiert und befördert wurde.

Zuschläge: Deutsch-Südwestafrika

Unverausgabte 25 Pfg. gelblichorange, zusammen mit 1898/99, 5 Pfg. opalgrün als portogerechte Frankatur auf R-Brief von "KEETMANSHOOP 9/8 01"
375. Heinrich Köhler-Auktion (2020)

Zuschlag: EUR 11.500,-


20 Pfg. violettultramarin, drei Einzelwerte mit violettem "LÜDERITZBUCHT 4.2.96", auf R-Brief nach Zeis mit Ankunftsstempel
368. Heinrich Köhler-Auktion (2019)

Zuschlag: EUR 900,-


"OKATJOMBOA 4.5 14", sauber und vollständig abgeschlagen auf 10 Pfg.lebhaftrotkarmin auf Briefstück; eine der seltensten Abstempelungen der Deutschen Kolonien, es sind keine Handvoll vollständiger Abschläge bekannt; dieses Stück wurde bereits 1925 in den Friedemann-Berichten abgebildet und beschrieben, Fotoattest Jäschke-Lantelme BPP
350. Heinrich Köhler-Auktion (2012)

Zuschlag: EUR 9.200,-