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Deutsch-Ostafrika

Das Gebiet der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi und Ruanda sowie einen kleinen Teil von Mosambik. Die Gesamtfläche der Kolonie war fast doppelt so groß wie das Gebiet des Deutschen Reiches. Damit war Deutsch-Ostafrika das größte und mit fast 8 Millionen Einwohnern auch das bevölkerungsreichste deutsche Schutzgebiet.

Vorreiter und treibende Kraft für den Erwerb von Besitzungen in Ostafrika waren Privatpersonen wie Carl Peters, der im November 1884 ohne staatlichen Auftrag nach Ostafrika reiste und dort „Schutzverträge“ mit lokalen Machthabern abschloss. Mit politischem Druck gelang es Peters nur wenig später, Reichskanzler Bismarck dazu zu bewegen, am 27.2.1885 einen von Kaiser Wilhelm unterzeichneten „Schutzbrief“ zu erlassen, der die Besetzung ostafrikanischer Gebiete unter dem Namen „Deutsch-Ostafrika“ als Kolonie des Deutschen Reiches legitimierte.

In der Folgezeit arbeitete Peters als Leiter der „Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft“ (DOAG) daran, durch weitere Schutzverträge Gebietszuwächse zu erzielen. Schon bald führten diese Besitznahmen zu Konflikten mit britischen Interessen, was jedoch im November 1886 durch ein Abkommen über die Abgrenzung der Einflusssphären in Ostafrika geregelt werden konnte. 1891 übernahm das Deutsche Reich alle Besitzansprüche der DOAG und konstituierte offiziell das „Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika“. Im Jahr zuvor, am 1.6.1890, hatte es ein weiteres Abkommen zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich gegeben, nämlich den berühmten Helgoland-Sansibar-Vertrag, in dem deutsche Rechte an einigen Gebieten in Afrika gegen die britischen Rechte an Helgoland getauscht wurden.

Auf dieser völkerrechtlichen Basis festigte das Deutsche Reich auch in Deutsch-Ostafrika seine Herrschaft. Soweit es zu Unruhen kam, wurden diese gewaltsam und durch repressiven Strafaktionen unterbunden. Andererseits waren positive Entwicklungen zu verzeichnen, was den Ausbau der Infrastruktur und das Wachstum der Wirtschaft, aber auch Schulwesen und Gesundheitsversorgung betraf. Die landwirtschaftliche Erzeugung dominierten Kaffee, Kautschuk und Sisal. Zum Abtransport der Produktion wurden einige Eisenbahnstrecken gebaut, durch die das Landesinnere an die Küstenregion angeschlossen wurde. Das Netz von Post- und Telegrafenagenturen baute sich nur langsam auf. Immerhin gab es 1904 außer dem Postamt in der Hauptstadt Dar-es-Salam längs der Küste 8 und im Landesinneren 21 Postagenturen.

Im Ersten Weltkrieg kam es in Deutsch-Ostafrika zu schweren Gefechten mit Truppen der Alliierten mit vielen Opfern unter den Soldaten und in der Zivilbevölkerung. Die Kolonie wurde Ende 1917 von alliierten Streitkräften besetzt, formal vom Deutschen Reich allerdings erst aufgrund des Versailler Vertrags im Januar 1920 aufgegeben, der Verwaltung durch den Völkerbund unterstellt und später dann als Mandatsgebiet zwischen Belgien, Großbritannien und Portugal aufgeteilt.

Sammelgebiet „Deutsch-Ostafrika“

Philatelistisch hinterließen die komplexen geschichtlichen Ereignisse in Deutsch-Ostafrika eindrucksvolle Zeugnisse. Das Sammelgebiet beginnt mit Vorläufern in den drei Ausgabengebieten Wituland mit der Postagentur Lamu (November 1888 – März 1891), Sansibar (August 1890 – Juli 1891) und der Postanstalt in der Hauptstadt Dar-es-Salam (ab Oktober 1890).

Erst relativ spät, nämlich nach der Einigung mit Großbritannien, wurden die ersten eigenen Marken der Reichspost in der Kolonie gültig. Es waren die Krone/Adler-Ausgaben mit einem einzeiligen schwarzen Aufdruck des Portobetrages in der Landeswährung „PESA“ vom 1.7.1893. Im Unterschied zu einigen anderen Kolonien besaß Deutsch-Ostafrika die eigene Währung „Rupie“ mit der Stückelung „Pesa“. Die Freimarken mit dem Motiv der Kaiseryacht, die zum 1.1.1901 erschienen, trugen bereits als Inschrift den Namen der Kolonie und den Portobetrag in Pesa und Rupien. Ab April 1905 änderte sich bei der Währung die Stückelung von „Pesa“ in „Heller“.

Insgesamt sind im Michelkatalog außer 13 Vor- sowie 6 Mitläufern 39 Hauptnummern eigener Kolonialmarken katalogisiert. Weitere 32 Marken sind für die Verwendung von Reichspostmarken auf der Insel Mafia ausgewiesen, die nach der Besetzung britischer Truppen am 14.1.1915 mit einem schwarzen oder farbigen Aufdruck „G.R. MAFIA“ bzw. „G.R. POST MAFIA“ versehen wurden, aber weitestgehend ungebraucht blieben. Originalstücke sind gesuchte Raritäten des Sammelgebietes.

Für das Sammelgebiet gibt es ferner 3 Markenheftchen, 15 Markenheftchenblätter und 24 Zusammendrucke. Viele davon sind selten und hochpreisig. Sich heutzutage vorzustellen, dass in Ostafrika Markenheftchen verwendet wurden, in denen Inserate und Reklamedrucke von Firmen im weit entfernten Deutschland zu sehen waren, erscheint kurios oder sogar befremdlich.

Auch heute besteht bei zahlreichen Sammler*innen großes Interesse an Ganzsachen vom 9.8.1890, die den Sansibar-Helgoland-Tausch belegen. Gesuchte Objekte sind dabei Briefe mit deutsch-englischer Mischfrankatur.

Zuschläge: Deutsch-Ostafrika

1905/20, Ausgabe mit Wz. 1 Rupie dunkelkarminrot mit Bahnpoststempel "MITTELLANDBAHN b., ZUG 5, 3.7.16" auf kleinem Paketkartenausschnitt
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)

Zuschlag: EUR 23.000,-


50 Pfg. oliv, Einzelwert und waagerechtes Paar (rechte Marke leichte Knitter) mit 10 Pfg. dunkelrosarot und 20 Pfg. dunkelultramarin, alle ausgesprochen farbfrisch und einzeln entwertet "LAMU OSTAFRIKA 26/10 89" auf R-Brief der Witu-Geselllschaft mit 2 voll erhaltenen roten Lacksiegeln an den Vorstand der Gesellschaft in Berlin mit Ankunftsstempel, sehr seltener Brief, insgesamt vorzügliche Erhaltung
335. Heinrich Köhler-Auktion (2009)

Zuschlag: EUR 3.300,-


50 Pfennig (als 37 1/2 Heller verwendet) mit Stempel "KOROGWE 31/12 (15)", dem frühesten Verwendungsdatum der 'Königsberg'-Ausgabe, farbfrisch und gut gezähnt; von den insgesamt nur 288 ausgegebenen Stücken des 50 Pfennig-Wertes erhielt das Postamt Korogwe 48 Exemplare; Kolonial-Rarität in tadelloser Erhaltung, ausführliches Fotoattest Bothe BPP
338. Heinrich Köhler-Auktion (2009)

Zuschlag: EUR 3.100,-