Berlin (West)
Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8.5.1945 wurde der Großraum Berlin gemäß den Londoner Protokollen in vier Sektoren – entsprechend den Besatzungszonen der vier Siegermächte – aufgeteilt und einer eigenen Vier-Mächte-Verwaltung unterstellt. Eine Spaltung in Ost- und West-Berlin war in keinem der Abkommen vorgesehen, sondern diese ergab sich 1945/46 durch gemeinsame Interessen der West-Alliierten gegenüber den Sowjets. Schon am 19.5.1945 setzte die Sowjetische Militäradministration einen „Magistrat der Stadt Berlin“ als Verwaltungsorgan ein. In dem Gremium ergaben sich allerdings kurz darauf Spannungen, die zur Gründung einer eigenen Stadtregierung im Westen Berlins führten. Auch zwischen den Sowjets und den drei Westalliierten nahmen die Differenzen zu, die in einer Blockade West-Berlins durch die Rote Armee 1948/49 führten. Berühmt wurde aus dieser Zeit die „Luftbrücke“, mit der die Westalliierten auf dem Luftweg die Versorgung der Stadt sicherstellten.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Westen und der Deutschen Demokratischen Republik verfestigte sich 1949 die Zweiteilung Deutschlands und auch die von Berlin. Während Ost-Berlin Teil der DDR wurde, erhielt Berlin (West) den Status einer eigenständigen politischen Einheit. Die Trennung der Stadt erreichte einen Höhepunkt mit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961. Erst der „Neuen Ostpolitik“ unter der Regierung Willy Brandt gelangen vorsichtige Öffnungsschritte in Berlin und Osteuropa. Es dauerte aber noch fast zwanzig weitere Jahre, bis die „Perestroika“-Politik des sowjetischen Präsidenten Gorbatschow auch in der DDR eine Volksbewegung für Freiheitsrechte, die „Wende“ und eine Wiedervereinigung Deutschlands im Oktober 1990 ermöglichten. Danach verlor Berlin (West) seinen Sonderstatus und wurde in seiner Gesamtheit Hauptstadt Deutschlands.
Sammelgebiet Berlin (West)
Während der Kämpfe um Berlin im April und Mai 1945 zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee kam der zivile Postverkehr zum Erliegen. Wie im Teilgebiet „Berlin und Brandenburg“ genauer beschrieben, beschloss der Magistrat von Groß-Berlin jedoch bereits am 19.5.1945 die Ausgabe eigener Marken; diese gelangten am 3.8.1945 als die „Bärenmarken“-Ausgabe in den Verkauf. Ihre Gültigkeit endete am 31.10.1946, als sie durch die Gemeinschaftsausgabe, die I. Kontrollratsausgabe, abgelöst wurde. Allerdings waren ab dem 8.12.1945 auch die AM-Post-Marken der Amerikanischen und Britischen Zonen in allen Sektoren Berlins gültig. Ferner durften in Berlin ab Ende Dezember 1945 die OPD- und die Lokalausgaben der sowjetischen Besatzungszone zur Frankatur verwendet werden. Zweifellos spiegeln sich die komplexen politischen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg besonders eindrucksvoll in der Philatelie Berlins wider.
Als Beginn des Sammelgebietes Berlin (West) gilt allgemein die Ausgabe der Serie II. Kontrollratsausgabe mit dem schwarzen Diagonalaufdruck „BERLIN“ ab dem 3.9.1948. Ihre Gültigkeit endete aber bereits zum 31.3.1949. Zur Devisenverrechnung von Postdienstleistungen Ost-Berlins war ab Januar 1949 parallel die II. Kontrollratsausgabe mit einem roten Diagonalaufdruck verausgabt worden. Eigene Marken mit der Inschrift „Deutsche Post“ erschienen dann ab März 1949, zunächst die ersten Werte der „Berliner Bautenserie“ sowie im April die Serie „75 Jahre Weltpostverein“. Die gewählte Inschrift änderte sich mehrfach über „Deutsche Post Berlin“ bis hin zu „Deutsche Bundespost Berlin“. Als die letzte Ausgabe am 27.9.1990 zum Verkauf kam, hatte das Sammelgebiet insgesamt einen Umfang von 879 Markenausgaben erreicht.
Hinsichtlich der Motivwahl ist bemerkenswert, dass sie zum einen Teil Ausgaben der Bundesrepublik entsprachen, zum anderen Teil aber eigenständige Anlässe und Themen Berlins aufwiesen. Ferner gehören zum Sammelgebiet 8 Blockausgaben, eine Automatenausgabe, 15 Markenheftchen mit 23 Markenheftchenblättern sowie 98 verschiedene Zusammendrucke daraus. Schließlich gab es 1961 2 Paket-Zulassungsmarken, die jedoch nicht zur Ausgabe gelangten.
Einen zeitgeschichtlich begründeten Hintergrund hatte schließlich die Ausgabe der Zwangszuschlagsmarke „Notopfer Berlin“ durch die Deutsche Bundespost, sollte doch mit den Erlösen ein Beitrag zur Finanzierung der Luftbrücke und der Subventionsleistungen für die „Insel Berlin“ geleistet werden.
Das Sammelgebiet enthält zahlreiche seltene Marken und Raritäten. So weisen die ersten beiden Serien zahlreiche Farb- und Papiervarianten sowie Aufdruck-Abarten auf, von denen manche selten und daher hochpreisig sind. In gestempelter Erhaltung ist auch die erste Blockausgabe von 1949 vergleichsweise selten, insbesondere auf Brief. Wegen sehr kleiner Auflagen ist ferner das erste Markenheftchen von 1949 eine Rarität.
Zuschläge: Berlin (West)
M. mit Plattenfehler "waagerechter Strich im oberen Bildrand über dem Taubenflügel), postfrisch aus der linken oberen Bogenecke, im Rand Haftspuren, Marke tadellos, sign. Schlegel BPP, Fotoattest Schlegel D. BPP
377. Heinrich Köhler-Auktion (2021)
Zuschlag: EUR 1.150,-
Währungsgeschädigte 10-30 Pfg. kpl. mit Ersttagsstempel "BERLIN CHARLOTTENBURG 1.12.49" auf Blanko-Kuvert; schöne und einwandfreie Erhaltung. Es sind nur ganz wenige FDC dieser Ausgabe bekannt. Eine große Seltenheit der Nachkriegsphilatelie. Fotoattest H.-D. Schlegel BPP (2006) (Mi. 30.000,-)
371. Heinrich Köhler-Auktion (2019)
Zuschlag: EUR 13.000,-
1948, Schwarzaufdruck 2 Pfg. -5 M. kpl. in Viererblocks, alle Markwerte vom Unterrand dabei der linke obere Wert 1 M. mit Aufdruckfehler "R gebrochen", jeweils mit zentrischem Stempel "BERLIN-CHARLOTTENBURG 14.9.48", teils winzig verkürzte Zähne und 2 M. am Unterrand etwas angetrennt, sonst tadellos, in dieser Forme sehr selten und attraktiv, sign. Schlegel sowie Fotoattest D. Schlegel BPP (2018) für die Markwerte
368. Heinrich Köhler-Auktion (2019)
Zuschlag: EUR 2.400,-