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Ausgaben der Norddeutschen Post für die Okkupationsgebiete

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 standen sich Frankreich auf der einen
und der Norddeutsche Bund unter der Führung Preußens, verbündet mit vier
süddeutschen Staaten, auf der anderen Seite gegenüber. Bereits im Spätsommer
1870 hatten die deutschen Truppen große Teile Nordfrankreichs, einschließlich der
Region Elsass-Lothringen, besetzt. Nach dem Fall von Paris im Januar 1871 war die
französische Regierung zum Friedensschluss bereit. Mit dem Waffenstillstand am
24.3.1871 erlangte Frankreich dann wieder die Posthoheit über die besetzten Gebiete
mit Ausnahme von Elsass-Lothringen. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit
dem Frieden von Frankfurt. Darin stimmte Frankreich auch der Abtretung Elsass-
Lothringens an das Deutsche Reich zu.

Während des Krieges und bis zum 24.3.1871 wurde der Postverkehr von und nach
Frankreich über Belgien, die Schweiz und vereinzelt England abgewickelt. Frankreich
sah allerdings die Tätigkeit der deutschen Post in den besetzten Gebieten als
unrechtmäßig an. Die Streitigkeiten konnten erst mit dem Inkrafttreten des deutschfranzösischen
Postvertrags im Mai 1872 beigelegt werden.

Sammelgebiet Ausgaben der NDP für die Okkupationsgebiete

Für den Postverkehr aus den bzw. in die besetzten Gebiete wurden im September
und Dezember 1870 Freimarken von sieben Wertstufen in französischer Währung
herausgegeben. Das Motiv waren einfache Ziffern auf einem Netzunterdruck; die
Inschrift lautete schlicht „POSTES“ oben und „CENTIME (S)“ unten. Beim
Netzunterdruck gab es die Typen „Spitzen nach oben“ und „Spitzen nach unten“. Die
Farben der einzelnen Wertstufen variierten zum Teil stark; bei 6 der 7 Wertstufen
schlagen sich die Farbvarianten preislich deutlich nieder.

Alle Varianten sind auch in größeren Einheiten erhalten, für die z.T. nennenswerte
Aufpreise gezahlt werden. Ebenfalls erhalten sind alle Varianten auf Brief, manche
davon als Mehrfachfrankatur. Ferner sind einige Plattenfehler bekannt.

Interessante Mischfrankaturen mit französischen Marken entstanden, weil die
französische Postverwaltung die Okkupationsmarken als Freimachung nicht
anerkannte und eine Frankatur mit französischen Postwertzeichen forderte. Das galt
umgekehrt auch von deutscher Seite. Sammlerisch zu beachten sind auch seltene
Entwertungsstempel. Der „Postkrieg“ setzte sich noch nach Ausgabe der
Brustschildmarken des Deutschen Reichs am 1.1.1872 fort, so dass auch für diese
Ausgabe interessante Belege mit Mischfrankatur existieren.

1885 fertigte die Staatsdruckerei gegen eine Spende an eine gemeinnützige Stiftung für einen Briefmarkenhändler zwei Nachdrucke der Sätze Typ I und II an. Eine offizielle Verwendung war nicht erlaubt, so dass alle gestempelten Exemplare als Fälschung anzusehen sind. Fälschungen existieren auch für die zum Teil hochbewerteten Originalausgaben. Gesuchte Objekte des Sammelgebietes sind Belege mit Mischfrankatur und/oder größere Einheiten der Okkupationsausgaben auf Brief.

Zuschläge: Ausgaben der Norddeutschen Post für die Okkupationsgebiete

1870, Spitzen nach unten: 1 Centimes, 2 Centimes im waagerechten Paar und 5 Centimes, letztere rechts heller Zahn, sonst alle gut gezähnt, farbfrisch und in einwandfreier Erhaltung, mit sauber aufgesetztem Einkreisstempel „METZ 21/3 71“ auf komplettem kleinen Faltbrief (unten etwas umgefaltet) nach Nancy. Zweifellos die seltenste Frankatur-Kombination der Okkupationsausgabe. Ein einmaliger Brief. Fotoattest Mehlmann BPP (2021)

Zuschlag: EUR 4.600,-


NIEDERLANDE: 1870, 1 Centime olivgrün in Type II zusammen mit Type I 4 Centimes grau und 2 Stück 10 Centimes orangebraun, mit EKr. "RAPPOLTSWEILER 1/12 70" auf Faltbrief nach Amsterdam, die 1 C. durch Randklebung in der Zähnung rechts gering bestoßen, sonst gute Erhaltung, eine - insbesondere mit der guten 1 C. - seltene Auslandsfrankatur, Fotoattest Spalink BPP (irrtümlich mit 1I)
354. Heinrich Köhler Auktion (2013)

Zuschlag: EUR 5.200,-


8 Pfennig mit kopfstehendem Aufdruck, ungebraucht mit Neugummi, tadellos, eine seltene Marke mit einer Auflage von nur 100 Stück, von der nur eine handvoll ungebraucht bekannt sind, davon die meisten nachgummiert, sign. EKeiler und Fotoattest Krischke BPP (1987)
367. Heinrich Köhler-Auktion (2018)

Zuschlag: EUR 1.400,-