Deutschland unter Alliierter Besetzung
De facto endete der Zweite Weltkrieg auf dem Gebiet des Deutschen Reiches zu ganz verschiedenen Zeitpunkten. In den Wintermonaten 1944 drangen nach und nach von Westen her amerikanische, britische und französische Truppen vor, von Osten her die Rote Armee. Von Anfang der Besetzung an unterstand das besetzte Gebiet der Militärverwaltung der jeweiligen Streitkräfte. Bereits auf der Jalta-Konferenz Anfang Februar 1945 hatten sich die drei Großmächte (ohne Frankreich) über die zukünftigen Grenzen Deutschlands und seine Aufteilung während der Besatzungszeit verständigt. Zur Koordination von Absprachen zwischen den Militärverwaltungen wurde mit Wirkung zum 5.6.1945 der „Alliierte Kontrollrat“ in Berlin eingerichtet. Dieser war es dann auch, der die konkrete Grenzziehung bezüglich der verschiedenen Zonen verkündete. Außer Berlin unter dem „Viermächte-Status“ bildeten sich die amerikanische, die britische, die französische und die sowjetische Besatzungszone. Dann oblag es der jeweiligen Besatzungsmacht, in ihrer Zone Regelungen für das tägliche Leben zu erlassen. Die Verlagerung von Truppen aus anderen Zonen in ihr eigenes Hoheitsgebiet war bis August 1945 weitgehend abgeschlossen. Diese Zonenstruktur Deutschlands bestand bis 1949 fort, als im Mai im Westen die Bundesrepublik Deutschland und im Oktober im Osten die Deutsche Demokratische Republik entstanden.
Unmittelbar nach Besetzung eines Gebietes kam der Postverkehr für längere Zeit fast vollständig zum Erliegen. Wiederaufgenommen wurde er zeitlich und örtlich in sehr unterschiedlicher Weise. An vielen Orten wurden etwa ab Juni 1945 Provisorien für eine Frankierung verwendet (vgl. „Lokalausgaben“). Offizielle Ausgaben der Besatzungsmächte wurden erstmals in Berlin Anfang August 1945, in der amerikanischen und britischen Zone bereits im März 1945 ausgegeben, in der sowjetischen regional unterschiedlich ab Ende Juni 1945 und in der französischen ebenfalls regional unterschiedlich ab Dezember 1945. Im Februar 1946 erschien dann die Gemeinschaftsausgabe für die britische, die amerikanische und die sowjetische Zone. Nach den Währungsreformen im Osten und im Westen im Juni 1948 erschienen in der amerikanischen und der britischen Besatzungszone eigene Marken; ebenso in der Sowjetischen Besatzungszone. Die französische Verwaltung setzte ihre eigenständige Ausgabepolitik für ihr Besatzungsgebiet fort.
Wie sich dieser Prozess im Einzelnen vollzog, wird in den Kapiteln Lokalausgaben ab 1945, Gemeinschaftsausgaben für die amerikanische, britische und sowjetische Zone, Berlin und Brandenburg, Sowjetische Besatzungszone, Französische Zone sowie Amerikanische und Britische Zone (Bizone) gesondert behandelt.
Zusammenfassend stellte Volker Parthen in einer Publikation der Deutschen Post 1999 fest: „Die Epoche der deutschen Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Trennung in zwei deutsche Staaten, diese vier Jahre, sind, auch unter philatelistischen Gesichtspunkten betrachtet, einzigartig. Unter schwierigsten Bedingungen wurde versucht, eine einigermaßen funktionierende Infrastruktur und Kommunikationstechnik wiederherzustellen. Dazu gehörte in erster Linie die Post. Aufgrund der historischen Situation entstand eine Fülle diverser postalischer Systeme und Provisorien, Besonderheiten und Notausgaben, die das politische Vakuum behelfsmäßig überbrücken und einen Postverkehr gewährleisten sollten. Sammler und Prüfer stellt diese Ära von jeher vor besondere Schwierigkeiten, da Echtheit und Verwendung einzelner Belege bis heute nicht zweifelsfrei beurteilt werden können.“